KI in der Mitte unserer Gesellschaft
„Natürliche Dummheit schlägt Künstliche Intelligenz jederzeit“, lautet ein Zitat des britischen Fantasy-Schriftstellers Sir Terry Pratchett. Oder ist es genau andersherum? Im Jahr 2015 konnte das Computerprogramm „AlphaGo“ den mehrfachen Europameister Fan Hui im hochkomplexen Brettspiel „Go“ gleich fünf Mal in die Knie zwang.
KI hat enorm an Relevanz gewonnen. Das gilt für alle Bereiche: Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. Dabei ist KI eng mit den Datenwissenschaften verbunden. „KI nutzt auch Datenwissenschaft, um Algorithmen zu trainieren und zu verbessern“, erläutert Prof. Stephan Krusche von der TUM School of Computation, Information and Technology (CIT) am Campus Heilbronn.
ChatGPT: Spricht hier ein Mensch?
Bei KI geht es um technische Systeme, die Aufgaben ausführen, für die man normalerweise (menschliche) Intelligenz benötigt. Beispiel: ChatGPT. Der KI-basierte Chatbot wurde im November 2022 als Teil der GPT-Serie (Generative Pre-trained Transformer) von Microsoft-Partner OpenAI herausgebracht. Durch die Verwendung maschineller Lernmodelle und Textgenerierungstechnologien soll ChatGPT menschenähnliche Konversationen führen können.
Dabei spielt die Qualität der gestellten Fragen und Aufgaben eine entscheidende Rolle, wie Prof. Krusche betont: „Um das beste Ergebnis bei der Interaktion mit ChatGPT zu erzielen, sollten Nutzerinnen und Nutzer klare, spezifische und präzise Fragen stellen, nur eine Frage auf einmal stellen und Fragen vermeiden, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können.“
KI-basierte Chatbots stoßen an Grenzen
Obgleich ChatGPT die Nutzerinnen und Nutzer staunen lässt, stößt der Bot an Grenzen: „ChatGPT kann in komplexen oder spezialisierten Bereichen aufgrund fehlenden Fachwissens nicht immer qualifizierte Antworten geben und versteht menschliche Emotionen und Nuancen nicht vollständig,“ gibt Prof. Krusche zu bedenken. Ebenso blickt ChatGPT datentechnisch stets in den Rückspiegel, vorausschauendes Denken hat der Mensch (noch) exklusiv.
Ein Test von Prof. Christian Terwiesch sorgte unterdessen für Furore. Er ließ ChatGPT die Abschlussprüfung für das MBA-Examen an der US-Eliteuniversität Wharton machen. Ergebnis: bestanden. Braucht es ein Verbot von ChatGPT, um vor Missbrauch zu schützen?
Kein Verbot, sondern verantwortungsvoller Umgang
„Wir vertreten die Position, dass trotz der aktuellen Grenzen dieser Technologie ein Verbot, wie es beispielsweise in Westaustralien oder an einer Pariser Uni ausgesprochen wurde, nicht sinnvoll ist“, sagt Prof. Krusche. „Vielmehr sollten wir ChatGPT als vielversprechendes Werkzeug ansehen, welches den Studierenden dabei hilft, ihre Lernerfahrung zu verbessern, und Lehrkräfte dabei unterstützt, produktiver zu werden.“
Um das Vertrauen in deren Anwendung zu stärken und Manipulationen vorzubeugen bedarf es klarer Richtlinien. Durch Verhaltenskodizes können moralische und ethische Eckpfeiler für ein neues generatives Zeitalter geschaffen werden.
KI kann in Unternehmen Mehrwert generieren
So oder so, das Potenzial von KI-basierten Bots ist groß. Unternehmen können sie auf vielfältige Weise nutzen, um Prozesse zu automatisieren, die Effizienz zu steigern und die Kundenerfahrung zu verbessern. Mithilfe von Chatbots können zum Beispiel Kundenanfragen automatisch beantwortet, Bestellungen verarbeitet oder Marketing-Kampagnen optimiert werden.
„Es ist jedoch wichtig, sorgfältig zu evaluieren, ob der Einsatz von Bots tatsächlich den gewünschten Mehrwert für das Unternehmen bietet, und dass dabei auch ethische und datenschutzrechtliche Aspekte berücksichtigt werden“, legt Prof. Krusche dar.
Die Technische Universität München am Campus Heilbronn ist seit dem Wintersemester 2018/19 am Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung präsent. Schwerpunkte der Programme liegen auf dem Management des digitalen Wandels sowie auf Familienunternehmen. Forschung und Lehre zielen auf einen Brückenschlag zwischen Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurswissenschaften und Information Technologies in einem dynamischen, internationalen Umfeld. So entstehen moderne Forschungsfelder, etwa mit Bezug zu Digitaler Transformation und Plattformökonomie, die in den innovativen Unternehmen der Region Heilbronn-Franken, aber auch weltweit Verwendung finden. Die durchgängig englischsprachigen Bachelor- und Master-Studiengänge bereiten auf eine Karriere in technologie-getriebenen Unternehmen vor. Eine intensive Betreuung durch Professor:innen mit internationalem Renommee und kleine, internationale Lerngruppen, machen das Studium am TUM-Campus Heilbronn zu etwas Besonderem.
Die TUM Campus Heilbronn gGmbH
Bildungscampus 2
74076 Heilbronn
Telefon: +49 (0) 7131 264180
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Mehr Zeit für die wichtigen Dinge
Aber: Ein Großteil der Informationen war bereits im Vorjahr vorhanden und wurde schon im Markt eingepreist. „Investoren interessieren sich daher grundsätzlich für neue Informationen“, erklärt Prof. Sebastian Müller, Professor für Finanzierung am TUM Campus Heilbronn. Der manuelle Abgleich von zwei aufeinanderfolgenden Jahresberichten ist jedoch äußerst zeitintensiv. Das trifft auch auf die Suche nach bestimmten Themen mit Hilfe von Wörterlisten zu.
„Jedes Jahr hunderte Seiten Geschäftsberichte zu lesen, ist zeitraubend und ineffizient.“
Sebastian Müller – Professor für Finanzierung am TUM Campus Heilbronn
Qannual: Effizient investieren dank quantitativer Analyse
Dank der Fortschritte im Bereich Natural Language Processing gibt es für diese Fragen mittlerweile fortschrittlichere Methoden. Daran forscht Prof. Müller gemeinsam mit seinem Doktoranden Christian Breitung. „In aktuellen Projekten nutzen wir anstelle von Wörterlisten moderne Verfahren, die mit Hilfe von maschinellem Lernen in der Lage sind, die Semantik bzw. den Kontext eines Textes zu berücksichtigen“, sagt Prof. Müller. „Es handelt sich dabei um vortrainierte Sprachmodelle, die an unterschiedliche Anwendungsaufgaben angepasst werden können. Mit Hilfe dieser Modelle ist es möglich, jene Sätze in Geschäftsberichten zu identifizieren, die semantisch neue Informationen beinhalten. Auch können damit Sätze bestimmten Themen zugeordnet werden, ganz ohne Wörterlisten. Kombiniert lassen sich so neue Informationen zu einem bestimmten Thema identifizieren.“
Um das Potenzial der Methode zu nutzen, hat Christian Breitung gemeinsam mit TUM-Alumnus Felix Alexander Müller das Tool Qannual entwickelt. Damit erhalten die Userinnen und User Zugriff auf die aktuellen sowie vergangenen Geschäftsberichte von mehr als 9000 Unternehmen. Neben Jahresberichten bietet Qannual seit neuestem auch Quartalsberichte an. Nutzerinnen und Nutzern können sich hier gezielt einzelne Abschnitte eines Geschäftsberichts anzeigen lassen. Sätze mit semantisch neuen Informationen werden standardmäßig hervorgehoben.
„Mit Hilfe dieser Funktionen lassen sich Geschäftsberichte deutlich schneller analysieren.“
Christian Breitung – Doktorand am TUM Campus Heilbronn
Mehrwert auch für den deutschen Mittelstand
Aber nicht nur private Anlegerinnen und Anleger können von Qannual profitieren. Auch für Unternehmen ergeben sich neue Möglichkeiten. So bietet das Tool einige Funktionen, mit denen die Analyse und Identifikation von Wettbewerbern vereinfacht wird. Mit Hilfe des Unternehmensfinders kann man gezielt nach börsennotierten Firmen suchen, die ein bestimmtes Produkt anbieten. Anschließend lassen sich die jeweiligen Geschäftsberichte mit Hilfe der semantischen Suche nach bestimmten Themen clustern.
„Dank der Fortschritte im Bereich Textanalyse sind aber auch völlig neue Anwendungsfelder denkbar“, meint Breitung. Neben der Identifikation von Firmen mit ähnlichem Geschäftsmodell oder Risikoprofil, wäre auch eine Prognose von Umsätzen über eine textbasierte Ermittlung des Marktsentiments denkbar.
Eine der Hürden für die Analyse internationaler Kapitalmärkte liegt in der Natur der Sprache. Mit Hilfe multilingualer Modelle lassen sich themenbezogene Informationen auch über Ländergrenzen hinweg identifizieren. Für die Forschung am TUM Campus Heilbronn eröffnet das völlig neue Möglichkeiten. So kann das Team um Prof. Müller beispielsweise analysieren, ob Investorinnen oder Investoren aus unterschiedlichen Ländern bestimmte Informationen unterschiedlich einpreisen.
Mehr Informationen
zu Qannual erhalten Sie über www.qannual.de
Die Technische Universität München am Campus Heilbronn ist seit dem Wintersemester 2018/19 am Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung präsent. Schwerpunkte der Programme liegen auf dem Management des digitalen Wandels sowie auf Familienunternehmen. Forschung und Lehre zielen auf einen Brückenschlag zwischen Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurswissenschaften und Information Technologies in einem dynamischen, internationalen Umfeld. So entstehen moderne Forschungsfelder, etwa mit Bezug zu Digitaler Transformation und Plattformökonomie, die in den innovativen Unternehmen der Region Heilbronn-Franken, aber auch weltweit Verwendung finden. Die durchgängig englischsprachigen Bachelor- und Master-Studiengänge bereiten auf eine Karriere in technologie-getriebenen Unternehmen vor. Eine intensive Betreuung durch Professor:innen mit internationalem Renommee und kleine, internationale Lerngruppen, machen das Studium am TUM-Campus Heilbronn zu etwas Besonderem.
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