Center for Ai
Das Onlinezugangsgesetz, kurz OZG, verpflichtet Bund, Länder und Kommunen ihre Leistungen über entsprechende Verwaltungsportale den Bürger_innen bis Ende 2022 auch digital anzubieten. Um das zu stemmen, wurden im OZG-Umsetzungskatalog etwa 600 Leistungen erfasst, in Themenfelder und Lebenslagen unterteilt und dann priorisiert. Zug um Zug werden die Verwaltungsleistungen in zwei Programmen umgesetzt, abhängig davon, ob es sich um eine Leistung aus dem Bund oder auf föderaler Ebene handelt.
Nutzer_innen stehen von Beginn an im Fokus
Im Mittelpunkt stehen dabei laut Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) stets die Nutzer_innen der Leistungen. Denn nur, wenn sie die Verwaltungsportale annehmen und gerne nutzen, kann man von einem Erfolg sprechen. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, wie diese Stu die aus dem Jahr 2019 zeigt: Zwar wollten 78 Prozent der Befragten Behördengänge online erledigen, doch die existierenden Dienste wie Online-Formulare überzeugten nicht mal jeden zweiten. Der bisherige pragmatische Ansatz ist also nicht genug.
Tatsächlich verändert die Digitalisierung die Verwaltung in einem enormen Ausmaß und die Neuausrichtung der Leistungen auf Nutzer_innen verlangt nach umfassenderen Konzepten. IBM und fortiss haben diese gemeinsam entwickelt und erprobt. Die „Readiness Assessment-Methode für Verwaltungsleistungen“ setzt auf eine proaktive Rolle der Verwaltung und geht damit einen entscheidenden Schritt weiter, als es die Online-Formulare bisher taten.
Pilotprojekt für die proaktive Verwaltung: Gewerbeanmeldung
Um die Machbarkeit zu demonstrieren, haben die beiden Partner zunächst eine der Leistungen aus dem OZG-Umsetzungskatalog gewählt, die eine hohe Priorität hat und zugleich in vielerlei Hinsicht durch einen proaktiven, digitalen Prozess im Sinne der Nutzer_innen verbessert werden kann: die Gewerbeanmeldung. Je nach Gewerbeart – z.B. Handwerk, Gastronomie oder Personenbeförderung müssen unterschiedliche Dokumente besorgt und vorgelegt werden. Außerdem sind häufig Anträge nötig, die zumindest teilweise identische Inhalte haben – Abfallentsorgung, Schanklizenz oder Führungszeugnis beispielsweise.
Als Nächstes haben IBM und fortiss die nötigen Schritte für die Anmeldung einer Gastronomie genauer betrachtet. Es zeigte sich: Die Nutzer_innen müssen heute nicht nur zahlreiche Angaben mehrfach machen, sondern der Prozess der Gewerbeanmeldung insgesamt ist nicht immer klar und deutlich strukturiert. Es waren weder der Umfang der Schritte noch die Bearbeitungszeit immer gleich zu erkennen.
Mit diesem Wissen führten die Forschungspartner anschließend einen interdisziplinären Methodenworkshop durch, bei dem ausgehend vom IST-Szenario eine mögliche digitale und vor allem weitgehend antragsfreie proaktive Umsetzung der Verwaltungsleistungen erarbeitet wurde. Nach rund vier Monaten konnten die Beteiligten dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie eine digitale Service-Plattform vorstellen, die den ganzen Prozess weitgehend interaktionslos begleitet. Das Video zeigt, wie die Zukunft aussehen könnte:
Video einbinden:
https://www.youtube.com/watch?v=ZC3Smt54K1I&t
Digital Readiness Assessment and Piloting (IBM fortiss Center for AI)
Über das zentrale Service-Portal können sich Nutzer_innen also nicht nur via Chatbot informieren, sondern erhalten auch auf Ihre Anfrage zugeschnittene Tipps beispielsweise für Ihnen zustehende Leistungen. Einmal übermittelte Informationen werden vom System in weitere Formulare übertragen und ein zentrales Dashboard gibt Auskunft über den Status sowie die nächsten Schritte.
Kommunikation zwischen Behörden und Nutzer_innen automatisieren
Einheitliche Schnittstellen zwischen den beteiligten IT-Systemen, automatisierte Datenabfragen und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Distributed-Ledger-Technologie (DLT) machen die Vision einer nutzungszentrierten, proaktiven Verwaltung heute schon möglich. Auch die hohen Anforderungen an den Datenschutz können mühelos berücksichtigt werden.
Welche Leistungen aber lassen sich künftig proaktiv gestalten? Hier lohnt es sich, genau hinzusehen: Aus Sicht der Projektbeteiligten ist es immer nur die Kommunikation zwischen Behörden und Nutzer_innen, die sich ganz oder teilweise automatisch gestalten lässt – nicht aber die inhaltliche Arbeit der Behörden selbst. Diese bleibt in der Verantwortung der Beamten, die fachlich entsprechend geschult sind und mitunter Ermessensentscheidungen auf Basis der aktuellen Gesetzeslage treffen. Selbst bei vermeintlichen klaren Regelungen ist es notwendig, den Grad der Automatisierung zu prüfen. Beispiel BAföG: Viele junge Menschen wären per Gesetzeslage berechtigt, den Zuschuss zu erhalten, allerdings müssten sie die damit verbundenen Schulden später wieder abzahlen. Ob dieses Modell für sie in Frage kommt, ist eine sehr persönliche Entscheidung und sollte es auch bleiben. Denkbar ist in diesem Fall also im ersten Schritt nur ein automatischer Service in Form von weiterführenden Informationen oder dem Angebot eines Beratungsgesprächs.
Besonders großes Potenzial haben automatische Abläufe im Übrigen nicht nur für den Einzelnen, sondern vor allem für Unternehmen und Organisationen: Behördengänge stehen sehr viel häufiger auf ihrer Tagesordnung und die Prozesse sind weitaus komplexer. Könnten sie durch eine proaktive Verwaltung Zeit und Geld sparen, käme das letztendlich dem Wirtschaftsstandort und damit unserer gesamten Gesellschaft zu Gute.
IBM und fortiss haben mit ihrem Projekt zu proaktiver Verwaltung die Grundlagen für eine nutzerfreundliche Verwaltung der Zukunft gelegt. In einem nächsten Schritt sollen die Ergebnisse des Projekts mit Verwaltungen auf kommunaler und Landesebene in die Praxis übertragen werden – drücken wir also die Daumen, dass die Bürokratie künftig für uns arbeitet!
fortiss GmbH
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Internationaler Durchbruch im Bereich Künstliche Intelligenz: Unter tatkräftiger Mitwirkung von fortiss entwickelt DKE weltweit ersten Sicherheitsstandard für KI-basierte Systeme
Flugtaxis, voll automatisierte Autos, Smarthomes: Künstliche Intelligenz gilt als Technologie der Zukunft – kennt in der Gegenwart jedoch kaum klare Definitionen oder verbindliche Richtlinien. Dabei sind nachweisliche Sicherheit und verlässliche Standards wichtige Voraussetzungen, um das Vertrauen von Industrie und Verbraucher*innen in das immense Innovationspotenzial von KI nachhaltig zu gewährleisten.
Hierbei ist dem Normungsinstitut DKE ein Durchbruch mit internationalen Auswirkungen gelungen: Mit der Entwicklung des weltweit ersten nachprüfbaren Industriestandards für die Verifizierung der Sicherheit KI-basierter Systeme, der VDE-AR-E 2842-61 „Entwurf und Vertrauenswürdigkeit von autonom/kognitiven Systemen“. Als erste Norm mit der nötigen fachlichen Tiefe findet das unter Mit-Leitung des Forschungsinstituts fortiss entwickelte Framework bereits internationale Beachtung: In Japan möchte man die Norm unverändert übernehmen.
Ein verlässlicher Rahmen für die Potenziale Künstlicher Intelligenz
Als dritte digitale Technologiesäule neben Software und Hardware bietet KI herausragende Potenziale für Innovationen, u.a. in den Bereichen Mobilität, Medizin und Ressourcenschutz. Aktuell steht sie aber noch vor großen Herausforderungen, was die Bereitstellung und Einhaltung allgemeingültiger Sicherheitsstandards angeht. So kann die Entwicklung und Zulassung autonom/kognitiver Systeme etwa im Automobilbereich dabei helfen, Verkehrsaufkommen und Unfallrisiko drastisch zu reduzieren. Allerdings gibt es aktuell kein Verfahren, um die Sicherheit solcher Systeme nach verlässlichen Standards zu prüfen und zu verifizieren. Konkret bedeutet dies: Entwickler*innen sind zwar in der Lage, ein vollautomatisiertes Auto zu bauen. Nachweisen, dass dieses Fahrzeug unter allen Umständen sicher ist, können sie derzeit aber noch nicht. Dadurch wird der Prozess von der Forschung über die Entwicklung bis hin zur Zulassung in vielen Fällen verlangsamt oder von vorneherein gehemmt.
Was bislang fehlte, waren also ein strukturierter Entwicklungsansatz sowie eine verbindliche Anwendungsregel zur Erfassung, Auswertung und Verifizierung von Sicherheit bei KI-basierten Systemen. Zudem fehlte eine Schnittstelle, die KI-Entwicklung und Normierungskriterien gleichermaßen gerecht wird und nachweisen kann, dass etwa ein künstliches neuronales Netzwerk sicher funktioniert.
Klare Standards für kreative Entwicklungen
Diese Lücke hat das DKE mit der Anwendungsregel VDE-AR-E 2842-61 erstmals geschlossen. Denn die Norm setzt einen verlässlichen Sicherheitsstandard unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungs- und Entwicklungsstands. Die sechsbändige Veröffentlichung (plus Anwendungsleitfäden) ebnet damit den internationalen Weg für eine strukturierte und nachweislich sichere Entwicklung von KI-basierten Systemen und stellt einen Referenz-Standard für KI-Prüfsiegel bereit.
Nach der Veröffentlichung eines solchen Standards kann diese Anwendungsregel durch Praxisanwendungen und Erfahrungen weiter verbessert werden, auch um die effiziente Nutzung durch kleine und mittelständische Unternehmen zu gewährleisten. Ziel ist es, die Entwicklung von sicherheitsfähiger KI zu ermöglichen, die verbindlichen Sicherheitsstandards entspricht, damit Industrie und Verbraucher*innen KI-basierten Systemen dasselbe Vertrauen entgegenbringen können wie Hardware- und Software-Lösungen. Die vorliegende DKE-Norm ist ein bedeutender und visionärer Schritt in diese Richtung.
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BayernCloud Tourismus – Pilotprojekt im Allgäu nutzt Chancen digitaler Plattformen
Welche Hütten haben noch freie Sitzplätze? Wie lange sind die Wartezeiten an der Gondel? Wo sind noch Parkplätze frei?
„Aktuell ist es für Hüttenbetreiberinnen und Hüttenbetreiber noch sehr umständlich und aufwändig, tagesaktuell über Öffnungszeiten zu informieren. Dementsprechend ist es schwierig ist für Gäste, diesbezüglich verbindliche Informationen zu erhalten. Ziel ist es hier etwa, eine digitale Umgebung zu schaffen, in welcher Hüttenbetreiberinnen und Hüttenbetreiber quasi per Knopfdruck darüber informieren können, ob sie heute geöffnet haben oder nicht.“ Stefan Egenter, Allgäu GmbH
Eine bewusste und nachhaltige Besucherstromlenkung ist eine Herausforderung, vor welcher der Tourismus in Bayern nicht nur in diesem besonderen Sommer steht. Eine Herausforderung, die innovativer flexibler und digitaler Lösungen bedarf – auch und gerade in den ländlichen Ferienregionen.
Durch den Beginn der Sommerferien, den verstärkten Tagestourismus – und insbesondere durch die aktuellen Reisebeschränkungen und Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung von Covid 19 – kommt es an verschiedenen Hotspots im bayerischen Tourismus zu Überlastungen. Mancherorts sind insbesondere an Wochenenden mit schönem Wetter Straßen und Parkplätze überfüllt, Badeseen werden überrannt und Attraktionen sind überlaufen. Aber auch Probleme mit dem Umgang mit der Natur (z.B. Müll, wildes Campen) oder mit der Sicherheit (z.B. Anfahrt Rettungsdienst) sind die Folge.Mit dem „Ausflugsticker Bayern“ wurde letzten Monat bereits ein Online-Angebot vorgestellt, mit welchem sich Urlaubsgäste und einheimische Tagesausflügler über die aktuelle Auslastung bei den Hotspots informieren können, aber auch Inspirationen für noch unentdeckte Schätze erhalten. Denn Bayern verfügt trotz der corona-bedingten Einschränkungen noch über genügend Kapazitäten für Urlauberinnen und Urlauber und Tagesausflüge Einheimischer, nur eben nicht an allen Stellen gleichzeitig. Der „Ausflugsticker Bayern“ bietet somit einen Mehrwert für Gäste, Destinationen und Einwohner: Denn nicht nur überfüllte Regionen können dort frühzeitig warnen. Auch bisher weniger stark besuchte Ziele haben durch den Ausflugssticker die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Allerdings müssen die Informationen aktuell noch händisch eingepflegt werden – die Daten sind somit nicht immer topaktuell.
Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger unterstreicht die Relevanz des Themas:
„Digitale Besucherlenkung ist entscheidend, damit sich Besucher und Einheimische gleichermaßen bei uns in Bayern wohlfühlen können. Denn wir haben in allen Tourismusregionen ausreichend Kapazitäten für Urlaubsgäste und für Tagesausflügler, wenn wir die Besucherströme intelligent steuern. Seit Juli jetzt gibt es deshalb den Ausflugticker Bayern, bei dem sich Besucher über Verkehrs- und Parkplatzsituation sowie zu Wartezeiten an beliebten Attraktionen informieren können und Tipps für alternative Sehenswürdigkeiten erhalten.
Die geplante ‘BayernCloud Tourismus‘ geht noch einen Schritt weiter und wird in Zukunft die Datendrehscheibe für das Tourismusmarketing und Destinationsmanagement sein. Sie vernetzt die Akteure der Tourismusbranche untereinander und stellt ihnen praxisrelevante Informationsquellen in Echtzeit zur Verfügung. Der Datenaustausch wird erleichtert: Informationen müssen vom Datenanbieter wie dem Veranstalter nur einmal eingegeben werden und erscheinen dann automatisch in Echtzeit auf den Webseiten der Tourist-Informationen oder in den Veranstaltungskalendern anderer Anbieter.“
Zukünftig soll das Projekt BayernCloud hier unterstützen: Im Rahmen des Forschungsprojekts entstehen derzeit entsprechende Lösungen: Die cloud-basierte Datenplattform wird unter der Leitung von fortiss, dem Landesforschungsinstitut des Freistaats Bayern für software-intensive Systeme, entwickelt. Dabei handelt es sich nicht um eine Endanwendung oder App, denn als Forschungsinstitut entwickelt fortiss keine marktfähigen Lösungen. „Es entsteht eine Referenzarchitektur“, bringt Norman Schaffer von fortiss das Projekt auf den Punkt, „eine Art Blaupause zum Aufbau einer Backend-Infrastruktur, mit der Daten zentral gebündelt, kategorisiert und verfügbar gemacht werden können, um diese für Apps und andere Anwendungen, wie Widgets, nutzbar zu machen.” Daten, die in vielen Fällen zunächst einmal digitalisiert werden müssen.
Auch hierbei wird die BayernCloud Pionierarbeit leisten und die Zukunftsfähigkeit des bayerischen Tourismus und anderer Branchen fördern. Die marktfähige Ausarbeitung bleibt den Unternehmen überlassen – die aber mit der BayernCloud auf eine große Vielfalt und Vielzahl an Daten zugreifen und je nach unternehmerischer Kreativität völlig neue Kombinationen und Einsatzfelder samt passenden Anwendungen generieren können. Im Ergebnis können so insbesondere kleine und mittelständische Betriebe von zukunftsfähigen und anwenderfreundlichen digitalen Lösungen profitieren, die sie wie ein „Datennavi“ dabei unterstützen, Informationen abzurufen und bereitzustellen.
„Die BayernCloud wird kleinen und mittelständischen Betrieben Informationen bereitstellen und ihnen die Möglichkeit bieten, Daten auszutauschen. Denn Daten sind in vielen Fällen bereits vorhanden, aber dezentral und unzugänglich abgelegt. Der Tourismus dient als erstes Anwendungsfeld. Durch unseren flexibel ausgerichteten Systemaufbau und die Nutzung von Open-Source-Technologien entsteht ein digitales Baukastensystem, das selbstverständlich auch auf andere Branchen und Bereiche übertragen werden kann.“
Prof. Dr. Helmut Krcmar
Modellregion Allgäu: Alle Informationen auf einen Klick
Wie das im Anwendungsfall des Tourismus aussehen kann, wird in der Modellregion Allgäu bereits deutlich, der ersten Region, in der die BayernCloud bereits getestet wird. Seit August 2018 läuft das auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt bereits, an dem neben fortiss auch die Allgäu GmbH, die Hochschule Kempten, das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und die BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH beteiligt sind. Und obwohl es sich derzeit noch um ein Forschungsprojekt handelt, lassen konkrete Beispiele erahnen, wie diese Vision den Tourismus in der Region voranbringen kann.
Stefan Egenter von der Allgäu GmbH sieht das Potenzial der BayernCloud dabei vor allem in der „Verknüpfung von Daten und Informationen“, um „einheitliche Normen“ zu schaffen: „Die BayernCloud wird die Information und Kommunikation erheblich verbessern und erleichtern, und zwar für Gäste ebenso wie für Touristikerinnen und Touristiker. Das fängt bei der allgemeinen Urlaubsplanung an und geht bis hin zu konkreten Fragen wie: ‚Hat die Hütte heute geöffnet?‘ oder ‚Sind noch Parkplätze frei?‘ Aktuell ist es für Hüttenbetreiberinnen und Hüttenbetreiber noch sehr umständlich und aufwändig, tagesaktuell über Öffnungszeiten zu informieren. Dementsprechend schwierig ist es für Gäste, diesbezüglich verbindliche Informationen zu erhalten. Ziel ist es hier etwa, eine digitale Infrastruktur zu schaffen, mit der die Gäste ihren Urlaub tagesaktuell planen und anpassen können.“
Mit dem Abschluss des Forschungsvorhabens muss der Prototyp noch in die Praxis umgesetzt werden. Diese Aufgabe wird künftig durch die Kompetenzstelle Digitalisierung in Waldkirchen erfolgen. Unter der Leitung der BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH wird die Kompetenzstelle Ende 2020 ihre Arbeit aufnehmen.
Die Vision der BayernCloud: Branchenübergreifend. Bayernweit.
Die BayernCloud soll also vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben die Möglichkeit bieten, Informationen und Ressourcen bereitzustellen und auszutauschen. Die Daten werden in der BayernCloud zusammengeführt und lassen sich dort zentral abrufen und weiterverarbeiten. Das System ist nicht statisch, sondern flexibel ausgerichtet und soll Open-Source-Technologien nutzen. So entsteht eine Art digitales Baukastensystem, das auch auf andere Branchen und Bereiche übertragen werden kann. Denn aus den Erfahrungen im Tourismus wurde und wird gelernt: Ziel des Projekts ist aus Forschungssicht, dass die Ergebnisse der Grundlagenforschung zukünftig auch in weiteren Domänen genutzt werden können. Denkbar wäre hier beispielsweise das Handwerk, ebenfalls eine Branche mit vielen kleinen Akteuren und verteilten Datenbeständen.
Mit der BayernCloud entsteht eine umfassende und innovative Plattform, die Datenflüsse branchenübergreifend und datenschutzkonform vernetzt und Bayern in seine digitale Zukunft führt. Im Allgäu hat sie bereits begonnen. Stimmen und Zitate
"Am fortiss erforschen wir neue Methoden zur Beherrschung verlässlicher und sicherer Software und Künstlicher Intelligenz und deren Einsatz in innovativen, software-intensivenProdukten und Diensten. Schwerpunkte in der Anwendung sind zunehmend autonom agierende Systeme (z.B. autonome Flugtaxis), selbst-programmierende Roboter für den effizienten Einsatz in flexiblen Produktionssystemen sowie dezentral gesteuerte und intelligente Versorgungs-Infrastrukturen (z.B. Smart Microsystems). Damit leisten wir einen zentralen Beitrag zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit des Hightech-Landes Bayern.“
Dr. Harald Rueß, fortiss GmbH
„Die BayernCloud wird kleinen und mittelständischen Betrieben Informationen bereitstellen und ihnen die Möglichkeit bieten, Daten auszutauschen. Denn Daten sind in vielen Fällen bereits vorhanden, aber dezentral und unzugänglich abgelegt. Der Tourismus dient als erstes Anwendungsfeld. Durch unseren flexibel ausgerichteten Systemaufbau und die Nutzung von Open-Source-Technologien entsteht ein digitales Baukastensystem, das selbstverständlich auch auf andere Branchen und Bereiche übertragen werden kann.“
Prof. Dr. Helmut Krcmar, TU München
„Es entsteht eine Referenzarchitektur – eine Art Blaupause – zum Aufbau einer Backend-Infrastruktur, mit der Daten zentral gebündelt, kategorisiert und verfügbar gemacht werden können, um diese für Apps und andere Anwendungen, wie Widgets, nutzbar zu machen.”Noman Schaffer, fortiss GmbH „Eine Destination-Marketing-Organisation muss sich zu einer Management-Organisation entwickeln. Datenmanagement spielt dabei eine zentrale Rolle. Mit der BayernCloud und einer offenen Dateninfrastruktur schaffen wir die Voraussetzung für den digitalen Wandel in Richtung Künstliche Intelligenz. So kann die BayernCloud als Basis für eine intelligente, auf Daten basierte Besucherlenkung funktionieren.“
Stefan Egenter, Marketingleiter Allgäu GmbH
„Mit der digitalen Transformation und den zunehmenden technologischen Anforderungen, auf die sich die Tourismusbranche in der Zukunft einstellen muss, wächst die Bedeutung von Datenqualität und digitalen Datenströmen. Dabei ist sicherzustellen, dass die entsprechenden digitalen Informationsflüsse im Tourismus in der Zukunft als entscheidende Grundlage für Innovationen und neue Geschäftsmodelle transparent und offen verfügbar sein sollen. Ziel der gemeinsamen Vision zur Nutzung entstehender Chancen ist der Aufbau einer offenen digitalen Dateninfrastruktur im Tourismus – der BayernCloud –, bei der alle touristisch relevanten Informationen durch die koordinierte Zusammenarbeit und branchenübergreifende Vernetzung der Akteure möglichst offen bereitgestellt werden. Es ist ein Aufruf an die Branche, sich aktiv an der Umsetzung einer offenen digitalen Dateninfrastruktur im Tourismus zu beteiligen.“
Sandra Angers, Hochschule Kempten
„Überfüllte Wanderwege, Parkplätze und sogar zugeparkte Straßenränder sind bei schönem Wetter an bestimmten Hotspots keine Seltenheit mehr. Eine funktionierende BayernCloud allerdings kann dem entgegenwirken und eine Besucherlenkung mittels Echtzeitdaten ermöglichen, sodass Touristen von vornherein entscheiden können, ob sie die angebotenen – weniger ausgelasteten – Alternativen wahrnehmen möchten und nicht erst vor Ort womöglich „ihr blaues Wunder“ erleben. Gleichzeitig profitieren auch die unterschiedlichen Akteure – seien es Datenanbieter oder Datenzieher – da sich Organisation sowie Aufwand für die Bereitstellung relevanter Informationen aufgrund der gemeinsamen Datenpflege reduzieren.“
Jessica Anders, Hochschule Kempten
„Einen starken Anstieg an Gästen und den dadurch verbundenen Verkehr konnten wir nur an den zwei ersten Wochenenden nach der Corona-Lockerung Anfang Juni verzeichnen, und dieses auch nur regional punktuell. Danach hat sich die Situation auf das letztjährige Niveau eingependelt. Dieses Niveau ist hoch, aber grundlegend sollten wir uns alle bewusst sein, dass wir in unserer wunderschönen Region zu fast 100 Prozent vom Tourismus leben. Das beginnt an der Spitze bei infrastrukturellen Dienstleistern wie Hotels, Gaststätten, Bergbahnen und endet bei den Ärzten, Lehrern und z.B. einer riesigen Auswahl an Supermärkten in Oberstdorf. Geschaffen wird dieser extrem hohe Lebensstandard durch die Einnahmen von Nächtigungs- und Tagesgästen, ohne die diese luxuriöse Infrastruktur nicht haltbar wäre. Aber natürlich möchte der Gast bei uns ein erholsames und qualitativ hochwertiges Urlaubserlebnis genießen. Um diese Erholungsqualität hoch zu halten, sind eine Vielzahl von Maßnahmen notwendig. Einen Baustein hierzu sehe ich in der BayernCloud, die die Möglichkeiten der Digitalisierung in eine für den Gast anwendbare Datennutzung verwandelt. Ein weiterer wichtiger Baustein ist aber sicherlich der Ausbau und die Attraktivierung des öffentlichen Nahverkehrs für Einheimische.“
Jörn Homburg, Kleinwalsertal Bergbahnen
„Im Rahmen unseres Lebensraumkonzeptes Bad Hindelang 2030 engagieren wir uns für ein auch zukünftig attraktives und lebenswertes Bad Hindelang. Das Besondere ist, dass das Tourismuskonzept in das Lebensraumkonzept integriert wurde und nicht umgekehrt. So stehen wir als Gemeinde für einen natur- und sozialverträglichen Tourismus und für alle Urlaubsgäste für einen kostenlosen ÖPNV über die Gemeindegrenzen hinweg. Die BayernCloud könnte uns als Datendrehscheibe somit vollkommen neue Steuerungs- und Servicemöglichkeiten für alle unsere Gäste und Einheimischen bieten.“
Eric Enders, stv. Bürgermeister Bad Hindelang
„Die BayernCloud öffnet uns in Bad Hindelang aufgrund der Echtdaten vielfältige Möglichkeiten der Verkehrs- und Besucherstromlenkung und könnte uns in Zukunft vor allem helfen, unnötigen Parksuchverkehr zu vermeiden. Das wäre eine große Entlastung für Einheimische und Gäste, die wegen unserer ausgezeichneten Luft und unserer intakten alpinen Kulturlandschaft zu uns ins Naturschutzgebiet der Allgäuer Hochalpen kommen.“
Max Hillmeier, Kurdirektor Bad Hindelang
Fakten:
Pilotprojekt BaernCloud Tourismus
Start des Pilotprojekts: August 2018
Geplante Laufzeit: 3 Jahre
Partner des Pilotprojekts: fortiss GmbH, Allgäu GmbH, Hochschule Kempten, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH
BayernCloud
Das Forschungsprojekt in einem Satz: Die BayernCloud ist ein einzigartiges, skalierbares digitales Plattform-Ökosystem, das branchenübergreifend sowie branchenspezifisch vorhandene Prozesse optimiert und Synergien fördert, um vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen die Partizipation an der Digitalisierung zu ermöglichen.
Wann wurde das Forschungsprojekt gestartet: 2017
Von wem wurde es initiiert: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie
Wie viel Geld steht für das Forschungsprojekt zur Verfügung: Das Wirtschaftsministerium stellt insgesamt 4 Mio. Euro zur Verfügung
Was ist die geplante Laufzeit: Der Anwendungsteil „BayernCloud Tourismus“ läuft offiziell bis 30.04.2021
Wer sind die Partner der BayernCloud: fortiss, Allgäu GmbH, BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH, Fraunhofer AISEC, Hochschule Kempten, hubermedia, Outdooractive, ZD.B Zentrum Digitalisierung Bayern
Kennziffern zu fortiss GmbH
Wann wurde fortiss gegründet: 2008
Mitarbeiter*innen im Institut: 150
Standorte: 2
Laufende Projekte bei fortiss: 60
Forschungsschwerpunkte: Software- und Systems-Engineering. Robuste KI und Intelligente Infrastrukturen
Veröffentlichungen: 628 wissenschaftliche Publikationen sowie zahlreiche Studien und Whitepaper
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