DPMA-Jahresbericht 2022: Deutschland fällt bei Digitaltechnologien weiter zurück

DPMA-Jahresbericht 2022: Deutschland fällt bei Digitaltechnologien weiter zurück

DPMA-Analyse: Starke Zunahme an Patentanmeldungen zu digitalen Schlüsseltechnologien aus den Vereinigten Staaten und China, rückläufige Zahlen aus Deutschland – DPMA-Präsidentin: Deutschland muss Potenzial besser ausschöpfen – Jahresbericht 2022 bietet Statistik, Services und interessante Geschichten

München. Bei Patentanmeldungen in digitalen Technologien fallen deutsche Unternehmen auf ihrem Heimatmarkt immer stärker zurück. Während die Zahl der veröffentlichten Anmeldungen mit Wirkung für Deutschland vor allem aus den Vereinigten Staaten und aus China im vergangenen Jahr kräftig zulegte, gingen die Veröffentlichungen aus Deutschland teilweise deutlich zurück. In allen fünf Technologiefeldern, die das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) in einer Analyse untersucht hat, wurden 2022 weniger Patentanmeldungen aus Deutschland veröffentlicht als im Vorjahr. Die Vereinigten Staaten belegen in allen Bereichen den Spitzenplatz. Die Analyse zu Digitaltechnologien ist Teil des DPMA-Jahresberichts 2022, den das Amt heute veröffentlicht hat.

„Deutschland hat mit seinen starken Technologieunternehmen, den guten Hochschulen und den vielen talentierten technischen Absolventinnen und Absolventen auch in den digitalen Technologien enormes Potenzial. Dieses Potenzial müssen wir besser in geschützte Innovationen und dann in attraktive Produkte umsetzen“, sagte die DPMA-Präsidentin Eva Schewior. „Die Patentanmeldungen von heute sind die innovativen Produkte von morgen, und die Digitalisierung treibt die Entwicklung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Wenn wir bei den digitalen Schlüsseltechnologien den Anschluss verlieren, wird unsere Innovationskraft in allen Branchen leiden.“

Für die Analyse haben wir veröffentlichte Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland beim DPMA und beim Europäischen Patentamt ohne Doppelzählungen betrachtet. Patentanmeldungen werden nach 18 Monaten veröffentlicht. Im Jahr 2022 neu angemeldete Erfindungen sind daher noch nicht enthalten. Untersucht haben wir die Technologiefelder Audiovisuelle Technik, Digitale Kommunikationstechnik, Computertechnik, Datenverarbeitung für betriebswirtschaftliche Zwecke und Halbleiter.

Künstliche Intelligenz, 5G-Mobilfunk, virtuelle Realität: USA und China dominieren

Insgesamt legten die veröffentlichten Anmeldungen für den deutschen Markt in den Digitaltechnologien 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu (+7,4 Prozent). Unter den betrachteten Technologiefeldern hatte die Computertechnik die meisten Anmeldungen. Im Länder-Ranking liegen die Vereinigten Staaten hier mit großem Abstand vor China und Deutschland. Während für die ersten beiden mit 6.789 (+14,3 Prozent) und 2.298 (+13,6 Prozent) deutlich mehr Patentanmeldungen veröffentlicht wurden als im Vorjahr, waren es aus Deutschland mit 1.794 (-1,9 Prozent) sogar weniger. Zur Computertechnik zählen unter anderem Erfindungen zur Bilddatenverarbeitung, Spracherkennung oder Informations- und Kommunikationstechnik. Viele dieser Entwicklungen setzen Künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen ein.

Im zweitstärksten Feld, der Digitalen Kommunikationstechnik, lagen die Vereinigten Staaten mit 4.912 Anmeldungen (+19,4 Prozent) ebenfalls vor China (4.635, +8,1 Prozent); auf Platz 3 folgt die Republik Korea mit 1.284 Anmeldungen (+9,4 Prozent). Deutschland liegt nur auf Rang 6. Viele Anmeldungen beschäftigen sich hier mit drahtlosen Kommunikationsnetzen, insbesondere beziehen sie sich auf den aktuellen 5G-Mobilfunkstandard. Gerade in diesem Bereich, der mit der Vernetzung von elektrischen Geräten (Internet of Things, IoT) die Grundlage für zukünftige Schlüsseltechnologien wie autonomes Fahren, Smart Energy und Industry 4.0 legt, haben standardessentielle Patente (SEP) eine immense wirtschaftliche Bedeutung. Wie der Folgenabschätzungsbericht der EU-Kommission zur Regulierung standardessentieller Patente vom 27. April 2023 zeigt, stammten 2021 die Inhaber von SEPs zu 30 Prozent aus China, zu je 19 Prozent aus Korea und USA und nur zu 15 Prozent aus der Europäischen Union. Nur etwa acht Prozent des EU-Anteils kommen aus Deutschland. Damit zeigen auch die Anmeldungen beim DPMA in dieser Kategorie in die gleiche Richtung.

Drittstärkster Bereich ist die Audiovisuelle Technik, zu der Erfindungen aus den Gebieten der virtuellen Realität (Virtual Reality) und der erweiterten Realität (Augmented Reality) gehören. Gerade in diesen Gebieten liegen große Zukunftschancen für die Industrie: Produkte, Maschinen bis hin zu Industrieanlagen lassen sich als digitale Zwillinge modellieren und können so virtuell visualisiert werden. Hinter den Vereinigten Staaten mit 1.461 Anmeldungen (+19,8 Prozent) liegen hier China (1.199, +14,8 Prozent) und Japan (973, -3,4 Prozent). Deutschland ist mit 575 Anmeldungen (-7,1 Prozent) auf Platz 5 zurückgefallen.

Die viertmeisten Anmeldungen wurden im Bereich Halbleiter veröffentlicht. Die Vereinigten Staaten liegen auch hier auf Platz 1 (1.095, +24,6 Prozent), dahinter folgen Japan (1.071, +6,5 Prozent) und die Republik Korea (770, -1,5 Prozent). Deutschland liegt mit 585 Anmeldungen auf Platz 5 (-9,2 Prozent). Halbleiterbauelemente machen die Verarbeitung und Speicherung von Daten und damit die fortschreitende Digitalisierung überhaupt erst möglich.

Die wenigsten Anmeldungen wurden im Technologiefeld Datenverarbeitungsverfahren für betriebswirtschaftliche Zwecke veröffentlicht. Hier sind zum Beispiel Verfahren für Dienstleistungen wie Reservierungen und Veranstaltungsbuchungen, zur Steuerung von Arbeitsabläufen, zur Unternehmens- oder Organisationsplanung oder für die Material- oder Warenwirtschaft enthalten. Im Länder-Ranking liegen Japan mit 403 Anmeldungen (+11,6 Prozent) und Deutschland mit 338 Anmeldungen (-9,9 Prozent) hinter den Vereinigten Staaten (960, -2,4 Prozent).

Aktuelle Statistik, hilfreiche Services, interessante Geschichten und Perspektiven

Neben aktuellen Technologietrends gibt es im DPMA-Jahresbericht 2022 wieder jede Menge Statistiken – etwa das Ranking der Bundesländer für Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Designs sowie die Ranglisten der anmeldestärksten Unternehmen. Zudem bietet der Bericht spannende Geschichten – etwa über das Design der Olympischen Spiele 1972 in München und die Technik in der Bassgitarre von Beatles-Legende Paul McCartney. Eine Designerin und Gründerin schreibt über gewerbliche Schutzrechte als Chance und Herausforderung für kleine Unternehmen – und ein Wirtschaftswissenschaftler spricht im Interview über den Beitrag von Zuwanderern zur Innovationskraft Deutschlands.

Den DPMA-Jahresbericht gibt es wieder in drei Formaten: als Printbroschüre, als PDF zum Herunterladen und in der HTML-basierten Web-Version zur optimalen Nutzung auf mobilen Endgeräten. Neben ihrer besonderen Nutzerfreundlichkeit über ein klickbares Inhaltsverzeichnis bietet diese Version im Vergleich zum Print zusätzliches Informationsmaterial und ergänzende Features wie animierte Grafiken und Videos. Die gedruckte Ausgabe ist ab Juli bei der DPMA-Pressestelle erhältlich.

Wir hoffen, der Jahresbericht bietet Ihnen neue Erkenntnisse und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Über Deutsches Patent- und Markenamt

Erfindergeist und Kreativität brauchen wirksamen Schutz. Das DPMA ist das deutsche Kompetenzzentrum für alle Schutzrechte des geistigen Eigentums – für Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Designs. Als größtes nationales Patentamt in Europa und fünftgrößtes nationales Patentamt der Welt steht es für die Zukunft des Erfinderlandes Deutschland in einer globalisierten Wirtschaft. Seine knapp 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten – München, Jena und Berlin – sind Dienstleister für Erfinder und Unternehmen. Sie setzen Innovationsstrategien des Bundes um und entwickeln die nationalen, europäischen und internationalen Schutzsysteme weiter. Weitere Informationen unter www.dpma.de

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