Umfrage: Zwei Drittel der deutschen Patienten würden künstliche Intelligenz im Rahmen ihrer Gesundheitsversorgung nutzen
- Aber Bedenken zu Zuverlässigkeit, Sicherheit und Datenschutz sind groß
- Gesundheitstracker erzeugen bei jedem fünften Nutzer auch Stress
Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitsbereich scheiden sich unter deutschen Verbrauchern die Geister. Patienten schätzen zwar die Bequemlichkeit, die neue Technologien in der Gesundheitsversorgung bieten – haben aber noch gravierende Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Zuverlässigkeit. Fast ein Fünftel sorgt sich außerdem, dass Patienten in Zukunft mit Computern statt Menschen zu tun haben und der Zugang zu Ärzten erschwert wird. Das hat eine Kurzumfrage des Markt- und Kundenforschungsspezialisten UserTesting ergeben.
Der Umfrage zufolge hat fast jeder Zweite schon einmal ChatGPT, einen Symptom-Checker oder das Internet zu seinen Krankheitssymptomen befragt, statt einen Arzt zu konsultieren. Die Gründe dafür waren nicht nur Bequemlichkeit (38%) und Schnelligkeit (31%): 12% erhofften sich von der Technologie eine zweite Meinung. Knapp ein Drittel dachte, ihre Symptome seien nicht schwerwiegend genug, um zum Arzt zu gehen. Und jeder Zehnte wandte sich an das Internet, weil ihm seine Symptome peinlich waren.
Dabei haben Patienten nur begrenztes Vertrauen zur Technologie. Lediglich die Hälfte der Befragten glaubt, künstliche Intelligenz könne eine „sehr genaue“ oder „eher genaue“ Diagnose stellen. 20% sagten, sie würden Ärzten und Krankenkassen nicht vertrauen, wenn diese bei der Diagnose KI oder maschinelles Lernen einsetzen. Die Vorbehalte scheinen gerechtfertigt: Lediglich drei von zehn Teilnehmern bekamen von einer KI eine richtige Diagnose gestellt.
KI noch zu neu und ungenau
Als Gründe für ihre Zweifel nannten die Umfrageteilnehmer denn auch ungenaue Ergebnisse (44%) sowie Bedenken, weil die KI körperliche Symptome nicht sehen kann (41%). 37% fanden, die Technologie sei zu neu; immerhin jeder Fünfte sorgt sich über den Datenschutz. Auf die Frage, was ihr Vertrauen in KI stärken würde, forderte fast die Hälfte der Teilnehmer, dass ihr Einsatz streng reguliert sein sollte. 46% wollen wissen, woher die genutzten Daten kommen und wie sie verwendet werden. Und ein Drittel möchte die Möglichkeit haben, den KI-Prozess mit einem Menschen weiterzuführen.
Doch trotz aller Bedenken können sich zwei Drittel der Verbraucher durchaus vorstellen, KI-gestützte Technologie im Rahmen ihrer Gesundheitsversorgung zu nutzen. So würden 61% durch KI einen Arzttermin vereinbaren lassen, 45% würden einen Fitnessplan erstellen lassen und 45% trauen KI die Koordinierung mit Apotheken zu.
Gesundheitstracker können auch Stress erzeugen
Und: Obwohl nur ein Drittel der Befragten angab, sie würden KI ihre Gesundheitsdaten anvertrauen, nutzen bereits 80% mindestens einen Gesundheitstracker, um Schrittzahlen, Kalorienverbrauch oder Puls zu verfolgen. Zwei Drittel haben eine Health-App auf ihrem Smartphone und ein Drittel trägt Wearables wie FitBit, Apple Watch oder Fitnessarmbänder. Vor allem Männer gaben auch an, beide Technologien einzusetzen (36%).
Während ein großer Teil der Befragten sagte, die Gesundheitstracker beeinflussen ihr Verhalten positiv – 63% bewegen sich mehr und 39% sind motivierter, etwas für ihre Gesundheit zu tun –, berichteten zwei Drittel auch über negative Auswirkungen der Technologie. So gab jeder Fünfte zu, zu sehr auf seine Gesundheitsdaten zu achten. 21% sagten, die Gesundheitstracker machten ihnen ein schlechtes Gewissen und 19% fühlen sich gestresst, wenn die Daten nicht optimal sind. Jeder Zehnte fühlt sich von der Technologie bevormundet.
„Das Vertrauen in KI beeinflusst maßgeblich die Interaktion und das Verhalten von Nutzern, insbesondere gegenüber digitalen Gesundheitsapplikationen“, kommentiert Thom Bartsch, Senior Solutions Consultant bei UserTesting. „Hohe Transparenz, datenschutzrechtliche Sicherheit und nachweisliche Genauigkeit sind Schlüsselfaktoren, um das Vertrauen zu fördern. Eine gestärkte Nutzerbindung und eine effektivere Nutzung der Gesundheitsapp hängen stark davon ab, dass die Nutzer der KI-Technologie vertrauen – und sich in der Interaktion mit ihr sicher fühlen.“
An der Online-Umfrage nahmen 200 deutsche Erwachsene teil.
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