Das Krankenhaus in der Cloud

Das Krankenhaus in der Cloud

Krankenhäuser stehen vor enormen Herausforderungen: Die Nachfrage nach Versorgungsleistungen steigt stetig, während es gleichzeitig an medizinischem Personal fehlt. Bis 2030 wird sich die Kapazitätslücke auf geschätzte 165.000 Ärzte und 800.000 Fachkräfte im Gesundheitswesen erhöhen. Die Digitalisierung und der Fachkräftemangel im Bereich der Informationstechnik bringen zusätzliche Herausforderungen für IT-Abteilungen mit sich. So ist Krankenhaus-IT sehr komplex und Kliniken sind immer häufiger Ziel von Cyberangriffen. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist die Cyber-Bedrohungslage so hoch wie nie zuvor. 2023 gab es bereits 30 öffentlich bekannte Ransomware-Angriffe auf Krankenhäuser.

Ein Interview über die Vorteile von Cloudlösungen für Kliniken mit Jens Dommel, Head of Healthcare EMEA bei Amazon Web Services (AWS):

Herr Dommel, wie unterstützt AWS bei diesen Herausforderungen im Gesundheitsbereich?

Als Cloud-Sparte von Amazon unterstützen wir die Digitalisierung im Gesundheitswesen ganzheitlich: Von der skalierbaren IT-Infrastruktur über modernes Datenmanagement bis hin zur Nutzung neuer Technologien wie KI. Mit der Cloud können Einrichtungen ihre digitale Transformation erheblich beschleunigen. Projekte, die früher Monate und Jahre brauchten, sind jetzt in Wochen umsetzbar.

Welche Vorteile bietet die AWS-Cloud einem Krankenhaus?

In den nächsten Jahren wird die Auswertung all der riesigen Mengen an Gesundheitsdaten die größte Chance bieten, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Der Schlüssel zur prädiktiven, personalisierten Medizin liegt hierbei darin, sicherzustellen, dass Daten sicher und rechtzeitig verarbeitet werden können. AWS bietet leicht zugängliche Lösungen, die Gesundheitseinrichtungen helfen, das Innovationstempo zu erhöhen und das Potenzial von Gesundheitsdaten sicher und datenschutzkonform zu erschließen. So verbessert die Cloud nachweislich die Patientenversorgung in Gesundheitseinrichtungen. Gleichzeitig profitieren Kliniken von der Agilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz unserer Services.

Inwieweit nutzen Krankenhäuser die Cloud bereits?

Die Cloud-Nutzung nimmt extrem zu. Die Wahrnehmung hat sich positiv entwickelt, da es immer mehr tolle Anwendungsbeispiele gibt. Ein Hauptgrund ist die erhöhte Sicherheit durch Backup- und Desaster-Recovery-Lösungen. Selbst bei Cyberattacken oder anderen Ausfällen bleiben die Daten geschützt und Systeme können schnell wiederhergestellt werden. Gleichzeitig sparen Kliniken bis zu 90 Prozent der Kosten, da durch die bedarfsgerechte Bereitstellung von IT-Ressourcen teure Vorabinvestitionen und die Wartung eigener Hardware entfallen. Darüber hinaus verschafft die Cloud Krankenhäusern mehr Flexibilität. Ein Schlüsselbedarf ist hier beispielsweise der blitzschnelle Zugriff auf speicherintensive medizinische Daten wie CT- oder MRT-Aufnahmen bei minimalen Archivierungskosten. Einige Kliniken, wie das Fachklinikum Mainschleife, gehen bereits einen Schritt weiter und betreiben ihr komplettes IT-Umfeld in der Cloud. 

Ein komplettes Krankenhaus in der Cloud, wie funktioniert das?

Das mag erstmal nach einer großen Herausforderung klingen, aber die Praxis zeigt, dass es durchaus in kurzer Zeit machbar ist. So hat das Fachklinikum Mainschleife nach einem Trägerwechsel innerhalb von nur einem Jahr ihre gesamte IT-Landschaft neu aufgesetzt, inklusive des Wechsels des zentralen KIS. Gemeinsam mit Partnern haben sie es geschafft, 30 kritische Anwendungen wie digitale Gesundheitsakten und KI-Lösungen Cloud-basiert neu aufzusetzen. Noch einen Schritt weiter ging die Max Grundig Klinik mit sogar 40 Kern-Anwendungen, die jetzt in der Cloud laufen.

Mit dem neuen Digital-Gesetz bedarf es einer C5-Attestierung für die Cloud-Nutzung. Ist das in der AWS-Cloud möglich?

Ja, das Digitalisierungsgesetz gibt der Cloud im Gesundheitswesen einen kräftigen Schub und stärkt gleichzeitig die C5-Kriterien des BSI. Bei AWS haben Sicherheit und Datenschutz oberste Priorität. Bereits 2016 waren wir der erste Cloud-Anbieter mit dem C5-Typ2-Testat. Inzwischen erfüllen über 150 AWS-Services die strengen Vorgaben. Zusätzlich haben wir für den Gesundheitsbereich eine „Germanized Landing Zone“ geschaffen, damit Kunden Governance- und Kontrollanforderungen besser erfüllen können. Außerdem bieten wir mit Best Practice-Vorlagen die Möglichkeit, schneller die C5-Attestierung zu bekommen, was sehr aktiv genutzt wird.

Was ist Ihr nächstes großes Ding?

Unser Motto lautet: Bessere Daten, bessere Einblicke, bessere Ergebnisse. Wir sehen, dass sich das Datenmanagement in Krankenhäusern grundlegend verändern wird. Daten-Silos werden aufgelöst, stattdessen setzen sich Health Data Lakes als neue Unternehmensarchitektur-Komponente durch. Die Daten werden von den Anwendungen entkoppelt – das eröffnet neue Möglichkeiten für die Nutzung von KI, die die Entwicklung datengetriebener Lösungen nochmals beschleunigen wird.

Mehr Hintergründe bietet unser neues Whitepaper: „Discover the power of GenAI in healthcare“.

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