4 Herausforderungen für Personalerinnen in der IT-Branche

4 Herausforderungen für Personalerinnen in der IT-Branche

Die IT-Branche ist nach wie vor ein stark männlich dominierter Sektor – eine Umfrage im Rahmen der Robert Walters Gehaltsstudie 2023 ergab, dass nur knapp 20 % der Positionen in der IT weiblich besetzt sind. Blickt man tiefer in die Unternehmensstrukturen, zeigt sich, dass jedoch die Personalabteilungen von IT-Unternehmen – wie auch in anderen Branchen – eher einen Frauenüberschuss aufweisen.

Als Personalberaterin bei Robert Walters, kennt sich Annalena Prieb bestens mit den Gegebenheiten der IT-Branche aus. Anlässlich des Weltfrauentags hat sie sich zu den Herausforderungen geäußert, denen sich insbesondere Personalerinnen im IT-Umfeld stellen müssen, und gibt wertvolle Tipps, wie man mit diesen umgehen kann.

1. Unsicherheiten bei technischen Rückfragen bewältigen 

Prieb weiß aus eigener Erfahrung, dass die IT-Branche anfangs einschüchternd sein kann, insbesondere, wenn man für das Recruiting verantwortlich ist und zunächst nur über begrenztes technisches Wissen verfügt. Sobald man im Recruiting-Prozess tiefer in die technischen Details einer Vakanz einsteigt, kann dies eine enorme Herausforderung darstellen. Sie betont: „Man darf sich nicht einschüchtern lassen, sondern sollte offen und ehrlich mit Unsicherheiten umgehen. Wenn man sicher auftritt, dann ist das schon die halbe Miete.“ Aufkommende Fragen, die tief in die Materie gehen, notiert sich Prieb während des Gesprächs und klärt diese im Nachgang für den Bewerber ab. Prieb erklärt: „Was mich besonders freut, ist, dass ich durch die Rückfragen der Bewerber mein eigenes IT-Wissen erweitern kann.“ Zusätzlich empfiehlt Prieb, regelmäßig an fachlichen Weiterbildungen teilzunehmen und sich zum Beispiel Erklärvideos zu neu aufkommenden Themen anzuschauen, um immer auf dem neusten Stand zu bleiben.

2. Eine klare Linie bewahren und ernst genommen werden

Frauen, die in der IT-Branche arbeiten, sehen sich häufig damit konfrontiert, von ihren männlichen Kollegen nicht ernst genommen zu werden. Prieb sagt: „Man sollte sich auf keinen Fall von dem Selbstbewusstsein anderer abschrecken lassen und immer eine klare Linie bewahren – klar zur eigenen Meinung stehen. Das erfordert schon einen gewissen Mut und auch Durchsetzungsvermögen, welches man sich mit der Zeit antrainieren kann. Zudem sollte man seinem Gegenüber immer deutlich vermitteln, dass man weiß, was man tut. Das gelingt am besten, wenn man sich selbst auch als Expertin wahrnimmt und positioniert.“

3. Die geeigneten Kandidaten finden und überzeugen

Das Recruiting passender Kandidaten im IT-Sektor, stellt auf Grund des enormen Fachkräftemangels ein weitverbreitetes Problem dar. Bei einer so technikaffinen Zielgruppe ist es ratsam für Personalerinnen, sich stets mit den neusten Technologien und Kommunikationswegen auseinanderzusetzen. Um sich mit diesen vertraut zu machen, kann es von Vorteil sein, regelmäßige Online-Recherchen durchzuführen, relevante Blogs, Foren und Websites zu lesen und vor allem: Networking zu betreiben – auch innerhalb des eigenen Unternehmens. Eine konkrete Methode, die laut Prieb besonders gut im IT-Recruiting funktioniert ist z.B. die Videoansprache. 

Doch mit der richtigen Ansprache allein, ist es noch nicht getan. Prieb erklärt: „Man braucht in jedem Fall viel Durchhaltevermögen und Geduld. Die besten Kandidaten sind oft schwer zu finden und müssen erst noch überzeugt werden." Dabei spielt auch das Employer Branding eine entscheidende Rolle. Prieb sagt: „Wer als attraktiver Arbeitgeber am Markt auftritt, legt so den Grundstein, um die besten Kandidaten für sich zu gewinnen.“ 

Ebenfalls essenziell, ist die Gewährleistung schneller Bewerbungsprozesse. Die beliebten IT-Fachkräfte haben häufig mehrere Angebote vorliegen und die Gefahr ist groß, dass sie abspringen. Damit alles rasch funktioniert, müssen die Fachbereiche mit den HR-Abteilungen und auch mit uns, den beauftragten Beratern, an einem Strang ziehen und den Kandidaten schnellstmöglich Rückmeldung geben.

In der IT-Branche sind außerdem flexible Arbeitsmodelle und Homeoffice gefragter denn je. Prieb merkt an: „Obstkorb, Wasser oder Corporate Benefits sind bei Kandidaten in der IT heute eine Mindestvoraussetzung. Hier muss man neue Anreize schaffen.“ Die Gestaltung flexibler Arbeitsbedingungen, ausgerichtet an den Bedürfnissen der Bewerber sowie die Schaffung eines starken Teamzusammenhalts, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine marktgerechte Entlohnung, sind gute Möglichkeiten, um als Arbeitgeber attraktiv zu werden und den Grundstein für Innovation und Wachstum zu legen. 

„Manchmal muss man auch unkonventionelle Wege gehen, um mehr über die Kandidaten herauszufinden und sich ein Bild von ihrem Arbeitsalltag und ihrem Anforderungsprofil machen zu können. Ein gemeinsamer Kaffee oder Lunch sind gute Möglichkeiten. In einer lockeren Atmosphäre erzählen die meisten gerne von ihrem Beruf und man kann wertvolle Informationen aus den Gesprächen mitnehmen, die man sonst nicht bekommen hätte”, sagt Prieb.

4. Geringer Frauenanteil in technischen Berufen

Frauen in der IT sind nicht nur unterrepräsentiert, sondern werden häufig immer noch mit Vorurteilen konfrontiert. Auch Prieb hat in ihrer Karriere schon so manche Hürde gemeistert. „Als Frau in der Technikbranche muss man oft ein dickes Fell haben und sich seinen Platz hart erkämpfen. Aber es gibt viele positive Beispiele erfolgreicher Frauen, die ihre Karriere vorantreiben", so Prieb. Es ist wichtig, dass Unternehmen Frauen dazu ermutigen, in technischen Berufen zu arbeiten und sie eine faire Behandlung und Förderung erfahren. 

„Wir als Personalberatung tragen ebenfalls dazu bei, dass Frauen in der IT-Branche besser etabliert werden. Wir kennen unsere Kandidatinnen und Kandidaten sehr gut und wissen, wo wir sie erreichen können – neben der direkten Ansprache setzen wir auf die Schaltung von Stellenanzeigen auf ausgewählten Frauenjobportalen, wie beispielsweise Superheldin. Dies kann ein guter Hebel sein, Unternehmen bei ihren Diversity-Bestrebungen zu unterstützen – denn nur dadurch bleiben sie langfristig erfolgreich. Nur wenige IT-Unternehmen schaffen es bisher, eine ausgeglichene Geschlechterverteilung zu erreichen: aktuell liegt der Männeranteil in der IT bei etwa 80 %. Der männliche Kandidatenpool ist dadurch deutlich größer, was es enorm schwierig macht, eine Stelle mit einer Frau zu besetzen. Dieser Mangel an Frauen in Tech-Berufen, entsteht bereits in der Schule und bei der Auswahl von Ausbildung oder Studium: MINT-Fächer müssen für Mädchen attraktiver gemacht werden und die Politik sollte sich um eine bessere Nachwuchsförderung bemühen.”

Die IT-Branche ist ein zukunftsträchtiger Sektor mit spannenden Entwicklungsmöglichkeiten und attraktiven Arbeitsbedingungen – auch für Quereinsteiger ohne tiefgehende IT-Kenntnisse. Die von Prieb beschriebenen Herausforderungen für Personalerinnen lassen sich durchaus auch auf andere Funktionen in IT-Unternehmen anwenden, wie z. B. die Fachbereiche Accounting & FinanceSales & Digital Marketing oder Legal. Annalena Priebs’ Tipps gelten dabei gleichermaßen für Kandidaten aller Geschlechter und Hintergründe.

Über die ROBERT WALTERS GERMANY GmbH

Robert Walters ist als eine der führenden Personalberatungen spezialisiert auf die Besetzung von Fach- und Führungskräften auf allen Managementebenen. In Deutschland besetzen wir Positionen in Festanstellung und im Interim Management in den Bereichen Finance & Accounting, Banking & Financial Services, Human Resources, Information Technology, Procurement & Supply Chain und Sales & Marketing.

Robert Walters wurde im Jahr 1985 gegründet und ist heute international in 31 Ländern vertreten.

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