Incentives nach Corona: diesmal aber richtig
"Nicht schon wieder Hochseilgarten, Seifenkistenrennen, Bogenschießen oder ein Floß bauen!" Von diesem kollektiven Aufschrei blieben die Teams in Zeiten von Corona verschont. Aber in der Zeit nach der Pandemie werden auch solche Veranstaltungen wieder auf dich und dein Team zukommen. Damit bei der Verkündung der nächsten Teamarbeit in ungewohnter Kulisse ein Freuden- und kein Verzweiflungsschrei angestimmt wird, haben wir uns in der Can Do-Redaktion gedacht: "Lasst uns doch was über wirklich neue, coole Incentives schreiben!". Und sind dabei in eine gedanklich-sprachliche Falle getappt. Ein Fehler, über den wir trotz aller Peinlichkeit berichten wollen. Denn er hat uns auf ein grundsätzliches Problem mit Incentives und Events aufmerksam gemacht.
Ein Incentive ist kein Team-Event. Und umgekehrt.
Wir sind bei unserer Ideenfindung zunächst einer falschen Fährte gefolgt, weil wir Team-Events mit Incentives in einen Topf geworfen haben. Die eingangs erwähnte Hochseilgarten-Tour hielten wir, wie üblich auf unseren reichen Schatz an Anglizismen vertrauend, also für ein Incentive. Dir als Projektmanagement-Profi wäre das vermutlich nicht passiert, aber irgendwo da draußen gibt es sicher so manche Teams und Teamleiter/innen, die das ganz ähnlich wie wir sehen würden (Irgendwoher muss unser Irrglaube ja kommen). Also, nochmal ganz allgemein zur Auffrischung:
Incentives
- Der Begriff "Incentive" bedeutet (u.a.) Anreiz, und genau darum geht es: Ein Incentive schafft einen Anreiz, um ein zuvor festgelegtes Ziel zu erreichen. "Prämie" wäre also ein guter alternativer Begriff.
- Der Anreiz ist meist materieller Art; das muss aber nicht sein. Heute bedeutet ein Incentive oft nicht einen Bonus oder mehr Urlaubstage, sondern zum Beispiel Kultur-Events oder Erlebnisreisen.
- Wird ein Incentive in Form eines Events ausgelobt, hat dieses (trotz Beteiligung von Kollegen) immer einen nicht-beruflichen Charakter.
Team-Events
- Teambuilding-Events bzw. Team-Events sind meist so gestaltet, dass Spaß und gemeinsames Erleben im Vordergrund stehen.
- Dennoch sind sie immer zweckgerichtet und dienen der Teambildung bzw. Teamentwicklung.
- Probleme bei der Kommunikation, Kooperation oder Motivation sind beispielhafte Aufgabenstellungen, an denen im Rahmen eines Team-Events gearbeitet werden kann.
Die Unterschiede sind also ganz klar. Und wenn man sich ansieht, dass ein Team-Event trotz Spaß und gelebtem Teamgeist durchaus ernsthafte (unternehmerische) Ziele verfolgt, wird auch klar, warum es um deren Beliebtheit nicht immer zum Besten gestellt ist.
Auf Worte folgen Taten
Die Sprache bestimmt das Denken. Wenn also ein/e Vorgesetzte/r zum "Bogenschießen-Incentive" einlädt, dann entsteht eine Kluft zwischen Begrifflichkeit und Inhalt. Und das nicht von ungefähr: Bei "Incentive" denkt man eben eher (zurecht) an eine Belohnung. Damit will man den Team-Mitgliedern wohl die anstehende Arbeit an der Teamentwicklung versüßen – das führt aber auch dazu, dass diese mit Pfeil, Bogen und einer gänzlich falschen Erwartungshaltung in die Natur starten. Im schlimmsten Fall wird das Teambildungsziel genauso verfehlt wie die Zielscheibe, und zu den anderen Teamproblemen gesellt sich die Enttäuschung über einen vermeintlichen Belohnungs-Ausflug.
Das schönste Mitarbeiter-Incentive: Aufrichtigkeit
Wenn du ein Incentive auslobst, um mit deinem tollen Team den jüngsten Projekterfolg zu feiern, dann tu das! Aber mach daraus kein vergiftetes Lob, indem du den Anreiz mit einer Teamaufgabe kombinierst. Es geht ausschließlich um eine Belohnung, und die sollen alle Teammitglieder ungetrübt genießen können.
Anders herum: Wenn du der Meinung bist, dass mit einem Event der Teamgeist neu belebt werden soll oder du damit Reibungsverluste im Team konkret angehen möchtest, dann kommuniziere das deutlich. Und besprich vor dem eigentlichen Event die Ziele mit deinem Team: "Wir gehen nächste Woche gemeinsam in die Kletterhalle, weil …" Du wirst sehen: Wenn du dein Team einbindest und Probleme offen ansprichst, wird so manche/r auch schnell mit eigenen Anregungen ums Eck kommen.
Wir in der Can Do-Redaktion sind im Rahmen unserer Recherchen auf einen Artikel gestoßen, der sinngemäß wie folgt überschrieben war: "Teambildung-Aktivitäten im Rahmen des Betriebsausflugs". Das ist unserer Meinung nach also genau das, was du nicht tun solltest.
Die Sache mit der Intrinsischen Motivation
"Intrinsische Motivation"? Wo kommt das dann jetzt auf einmal her? Nun, nachdem wir die Sache mit der richtigen Wortwahl für Incentives und Team-Events erwähnt haben, wollen wir uns noch einer Kernaufgabe von Events und Incentives widmen: Motivation. Und im Anschluss haben wir ihn dann endlich geschafft, den Bogen hin zu den besten Events und Incentives für die Zeit nach Corona. Versprochen!
Wenn du dein Team mit einem Incentive belohnen oder einem Event optimieren möchtest, dann geht es dir ziemlich sicher darum, die Mitarbeiter/innen zu herausragenden Leistungen zu motivieren. Und dabei kommt der sogenannten intrinsischen Motivation eine besondere Rolle zu. Damit ist das Handeln aus inneren Antrieben heraus gemeint: Teammitgliedern, die intrinsisch motiviert sind, dient die (erfüllende) Tätigkeit selbst als Motivationsgrund. Als Projektmanager sollte dir also gelegen sein, möglichst auf die intrinsische Motivation zu setzen. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Quellen der intrinsischen Motivation:
- Intrinsische Prozessmotivation: Diese Motivation führt vereinfacht gesagt dazu, dass jemand seine Arbeit deshalb gut erledigt, weil sie ihm Spaß macht und ihn erfüllt – unabhängig von einer Belohnung.
- Internes Selbstverständnis: Eine Motivation, die sich aus dem Verhalten und den Werten einer Gruppe speist. Der Ansporn entsteht, weil man in dieser und mit dieser Gruppe etwas bewirken möchte.
Hört sich gut an, oder? Bleibt nur die Frage, wie dein Team aus diesen Quellen der intrinsischen Motivation schöpfen kann. Und somit sind wie bei unserer ursprünglichen Redaktionsaufgabe angelangt: die besten Incentives und Team-Events für die Zeit nach Corona!
Die besten Incentives und Events für 2021
Bei unseren Recherchen ist uns aufgefallen: Bezüglich der Incentives gibt es zwar schon länger den Trend weg von rein monetären Anreizen und hin zu Erlebnissen. Das ändert aber nichts daran, dass ein Incentive dann immer noch eine extrinsische Motivationsquelle darstellt – also eine von außen auf die Teammitglieder einwirkende Motivation. Gleiches gilt für Team-Events: Aktionen wie gemeinsames Schafe hüten (wer lacht da?) oder ein Krimi-Dinner sind zwar origineller als der Hochseilgarten – aber auch sie kommen dem Ideal einer intrinsischen Quelle zur Teambildungsmotivation nur teilweise näher.
Also gibt es diesmal keine Top Five mit Link-Tipps zu externen Seiten; wir nehmen die Sache mal lieber selbst in die Hand. Und haben daher keine konkreten Vorschläge, sondern jeweils eine grundlegende Idee, die du selbst umsetzen kannst.
Die Can Do Incentive-Idee für 2021
Wenn dir die Idee der intrinsischen Motivation gefällt, kannst du dein nächstes Event darauf abstimmen. Denn warum sollten zum Beispiel Windkraft-Ingenieure gegeneinander Kart fahren? Such dir einen Anreiz, der etwas mit der Arbeit deines Teams zu tun hat. Wenn dein Team zum Beispiel ausgerechnet Steuerungs-Software für eine Achterbahn entwickelt, ist die Ideenfindung natürlich einfach; je nach Branche ist vielleicht mehr Kreativität gefragt. Nehmen wir mal uns selbst als Beispiel: Als Entwickler einer Projektmanagement-Software mit KI könnte ein Team zum Beispiel an einem Exit-Game mit Bezug zu KI oder mit Verschlüsselungen im Sinne von Alan Turing teilnehmen.
Es kommt also nicht auf das tatsächliche Event oder den Veranstaltungsort an. Entscheidend ist, dass das Incentive eine inhaltliche Verbindung zur Arbeit der Teilnehmer hat und diese damit erlebbar und wertvoller macht. Aber dabei nicht vergessen: Ein Incentive soll vor allem Spaß machen!
Die Can Do Team Event-Idee für 2021
Das intrinsische Thema 2021: Werde selbst zur Eventagentur! Denn das Grundprinzip bei Team-Events ist ja, dass man gemeinsam etwas unternimmt (oder baut), das den Teamgeist stärkt. Es geht also, genau, um ein Projekt. Nun könnest du dich einmal mit deinen Teammitgliedern über ihre private Interessen unterhalten – und ganz sicher finden sich dabei Hobbys und Freizeitaktivitäten, aus denen sich ein Projekt machen lässt. Einige Beispiele:
- Nehmt mit einem eurer Hobbymusiker einen Song in einem Tonstudio auf. Wer kein Instrument spielt, bekommt in einem Workshop einen einfachen Part erläutert
- Kocht mit einer begeisterten Köchin ein Drei-Gänge-Menü.
- Dreht gemeinsam ein Video – vom Drehbuch bis zum Hochladen.
Ein auf dein Team zugeschnittenes Event lässt sich übrigens hervorragend mit sozialem oder ökologischem Engagement verbinden:
- Übernehmt mit einer Freizeit-Handwerkerin ein paar Verschönerungen im nahegelegenen Kindergarten.
- Führt ein Theaterstück (einen Zaubertrick, eine Akrobatikshow …) in einem Seniorenheim auf.
- Baut für euer Bürodach ein Insektenhotel.
Auch dabei wird vor allem die intrinsische Motivation gestärkt: Ihr müsst euch nicht als Team den Vorgaben eines Event-Planers beugen, sondern setzt gemeinsam um, was jemand von euch besonders gut kann – und der vorlebt, wie es ist, eine Aufgabe mit Begeisterung umzusetzen. Es geht also um Verhalten und Werte der Gruppe. Damit dürfte der Impact des Events auf dein Team deutlich verstärkt werden!
Ganz solltet ihr aber auch dabei nicht auf Unterstützung verzichten: Eine professionelle Moderation und Nachbesprechung eures Events ist immer nützlich!
Fazit: Nutze die Corona-Chance zur Trennung!
Wenn es nach der Pandemie wieder losgehen kann, solltest du verinnerlicht haben, dass Incentives und Team Events zwar beides sehr wertvolle Werkzeuge für die Teamführung und das Projektmanagement sind – aber ganz unterschiedlich eingesetzt werden. Dementsprechend solltest du sie inhaltlich (und sprachlich) voneinander trennen. Und wenn du dann noch das Prinzip der intrinsischen Motivation berücksichtigst, wirst du feststellen: Deine Events und Incentives sind nach Corona ganz anders. Und zwar besser – weil wirksamer und nachhaltiger.
Quellen und Inspiration: wikipedia.de, nochmal wikipedia.de
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