„Das Land und die Betriebe müssten digitalisiert werden“ – #TelematikTalk zu Transport und Logistik nach Corona

„Das Land und die Betriebe müssten digitalisiert werden“ – #TelematikTalk zu Transport und Logistik nach Corona

Es ist kein Geheimnis: Bei der Digitalisierung ist Deutschland, anders als in vielen anderen Bereichen, international eher im Mittelfeld zu finden. Aber: Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen könnten der Entwicklung einen Schub verpassen, das ist die Hoffnung vieler. Sicher ist: Durch die Krise sind manche Probleme, aber auch deren Lösungen, wie unter einem Brennglas deutlich geworden. Was kann man tun, und was wird bereits getan? Wo stehen Deutschlands Unternehmen wirklich? Das sind die zentralen Fragen, um die sich die Jubiläumsausgabe des Telematik Talks dreht. 

Nach zehn Jahren findet dieses stets hochaktuelle Gesprächsformat rein digital statt. Na klar, wegen Corona. Auch die Mediengruppe Telematik-Markt.de als Veranstalter des Telematik Awards musste in diesem Jahr neue Wege gehen. Der Talk, der seit 2010 zur Verleihung des Awards zuverlässig spannenden Diskussionsstoff liefert, fand bislang auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover statt. In diesem Jahr nun bietet der Veranstalter ein wahres Feuerwerk an Informationen mit Nachrichten- und Unterhaltungswert. Im Zentrum des nunmehr dreiwöchigen Awards steht aber auch 2020 der Telematik Talk. Gastgeber und Chefredakteur Peter Klischewsky spricht mit dem niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Bernd Althusmann, mit Ralf Faust, Geschäftsführer der Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG, Thomas Schmidt, CEO Webfleet Solutions, und Marc Odinius, Geschäftsführer Dataforce GmbH.

Welche Branchen waren besonders von der Pandemie betroffen?

Inwieweit hat sich die Coronakrise überhaupt auf die einzelnen Branchen ausgewirkt? Thomas Schmidt von webfleet solutions stellt dazu Grafiken vor, mit denen die Veränderungen sichtbar gemacht werden. Klar wird: Das Transportgewerbe hatte weniger mit Einbußen zu kämpfen, getroffen wurde dagegen der Dienstleistungssektor mit den kleineren Fahrzeugklassen. Auch das Baugewerbe ist diesen Untersuchungen zufolge kaum beeinträchtigt worden. Dabei sei Deutschland im internationalen Vergleich noch gut weggekommen, erläutert Schmidt und verweist auf Zahlen aus Frankreich oder Spanien, wo die Zahl der kommerziellen Transporte mit 40 bis 60 Prozent sehr viel stärker zurückgegangen sei als in Deutschland mit etwa 20 Prozent. Ralf Faust unterstreicht, wie hoch die Anforderungen im Bereich Digitalisierung inzwischen sind. „Unsere Logistiker beschäftigen sich mit der Digitalisierung extrem stark.“

#TelematikTalk: "Transport und Logistik nach Corona"

Die Corona-Pandemie hat Deutschland verändert – in manchen Bereichen hoffentlich nur vorübergehend, in anderen aber wohl für immer. Dass das auch durchaus wünschenswert ist und das Virus manchmal nur beschleunigt hat, was schon vorher abzusehen war, zeigt sich in der diesjährigen Telematik-Talk-Premiere zum Telematik Award. Premiere deshalb, weil das spannende und informative Gesprächsformat in diesem Jahr erstmals rein digital stattfindet, wegen – genau. MEHR

250 Fuhrparkleiter hat Dataforce zum Thema Digitalisierungsschub/Pandemie befragt, zu deren Auswirkungen und der Frage: Ist das überhaupt ein Thema für den Fuhrparkleiter? Wie Odinius berichtet, hätten gerade in mittleren und kleineren Unternehmen 30 Prozent der Fuhrparkleiter gesagt, sie glaubten, dass Telematik-Lösungen helfen und durch die Pandemie stärker in den Fokus rücken, auch wenn noch nicht sofort investiert wird. Mehr als 40 Prozent der Befragten glauben demnach, mit Telematik Kosten senken zu können.

Althusmann mahnt: "nicht zu früh euphorisch werden“

Die Betroffenheit bei den Branchen ist sehr unterschiedlich, hat Minister Althusmann erfahren. Alle jedoch stünden vor der größten Herausforderung für die Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg. Manche wuchsen allerdings auch: Logistikleistungen für die Versorgung der Bevölkerung, Paketleistungen, Kurierleistungen. „Einzelhändler, die nicht ausreichend digital aufgestellt waren, denen sind zum Teil Umsätze weggebrochen.“ Für die Zukunft müsse vorgesorgt werden, denn es werde nicht die letzte Pandemie sein, die Deutschland oder Europa erfasst. Althusmann mahnt, man dürfe „nicht zu früh euphorisch werden“. Eine Million Menschen in Niedersachsen seien in Kurzarbeit. Man werde mit der Pandemie letztlich leben und arbeiten müssen. Althusmann betonte aber auch: „Kein anderes Land der Welt ist so gut durch die Krise gekommen wie Deutschland – bisher, so glimpflich, auch mit Opfern, ohne Zweifel.“ Mit einem gut ausgeklügelten Transport- und Logistiksystem sei es in Deutschland gelungen, auch die Gesundheitsdienstleistungen weiterhin aufrechtzuerhalten.

Digitalisierung noch nicht weit genug vorangeschritten

Schmidt wies darauf hin, dass die Vorteile der Digitalisierung noch nicht überall erkannt worden seien. Die meisten Unternehmen im Transportbereich seien noch nicht hinreichend digitalisiert. Wer webbasierte Lösungen anbietet, der könne eben seine Mitarbeiter über Nacht ins Homeoffice schicken. Zumal die Kosten in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken seien. Faust ergänzt schmunzelnd, man erlebe Kunden, die glaubten, „dass ein beschreibbares pdf-Dokument schon die Digitalisierung darstellt“. Die Bandbreite bei Unternehmen ist Faust zufolge sehr groß, von den großen Unternehmen, bei denen die Digitalisierung weit fortgeschritten ist, bis zu solchen, wo niemand im Homeoffice arbeitet.

Der drittgrößte Wirtschaftsbereich

Althusmann wies auf die Bedeutung der Logistikbranche nicht nur für Niedersachsen hin: Nach Automobilbranche und Handel sei sie der drittgrößte Wirtschaftsbereich in ganz Deutschland. Die Politik müsse daher für beste Rahmenbedingungen für die Logistikbranche sorgen, um wettbewerbsfähig zu sein. Der stellvertretende Ministerpräsident kündigte zudem eine Wasserstoffstrategie in Norddeutschland nach dem Motto „Industrie folgt Energie“ an sowie den Ausbau des Tankstellennetzes, was Elektromobilität und Wasserstoffmobilität angeht.

Schmidts Fazit: Die Krise habe gezeigt, dass die Digitalisierung nicht aufhaltbar sei. Daten könnten dazu dienen, solche Krisen, so gut es eben geht, zu meistern. Das Land und die Betriebe müssten digitalisiert werden. „In der Digitalisierung hängen wir noch, zumindest teilweise, zurück.“ Die Pandemie habe in dieser Hinsicht vielen die Augen geöffnet.

Einen umfassenden Rückblick zum Telematik Award 2020 mit sämtlichen spannenden Inhalten der drei Themenwochen haben wir hier für Sie vorbereitet.

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