Ethik in der Supply Chain? In 5 Schritten zu mehr Verantwortung
1. Passende und verlässliche Lieferanten finden
Bevor sie eine Strategie für ethische Lieferketten angehen, müssen Unternehmen zunächst Handelspartner finden, die nach denselben Werten und Maßstäben agieren. Es empfiehlt sich, die Suche nach solchen Partnern anhand eigener, klarer Wertvorstellungen zu strukturieren. Hierzu kann beispielsweise ökologische Nachhaltigkeit zählen, aber auch die faire Behandlung von Arbeitern, ein klares Bekenntnis zu Transparenz und fiskalischer Compliance oder die Verwendung von Rohstoffen, die nicht durch Konflikte belastet sind. Um sich nicht allein auf die Aussagen in Geschäftsberichten zu stützen, sollte man zusätzlich die Publikationen einschlägiger Verbände und Vereine konsultieren, beispielsweise von Greenpeace (Nachhaltigkeit und Rohstoffe), Transparency International (Transparenz und Compliance) oder der Allbright Stiftung (Diversity und Inklusion). Das Vertrauen in diese Partner ist die Grundlage, um ethisch einwandfreie Geschäftspraktiken über die gesamte Lieferkette hinweg zu gewährleisten – aber nur ein erster Schritt: Schnell geht es auch darum, Kontrollmechanismen zu etablieren, damit falsche Anreize erkannt und bei Fehlentwicklungen effektiv gegengesteuert werden kann.
2. Lieferketten digitalisieren
Um jegliche Interaktionen mit den einzelnen Partnern abzusichern, sollte man diese auf elektronischem Wege in eigene Geschäftsabläufe integrieren. Das legt die Grundlage für eine digitale, transparente Lieferkette. Idealerweise nutzen Unternehmen dafür eine Cloud-basierte Datenintegrationslösung, die Erweiterbarkeit und Skalierbarkeit sicherstellt. Die Auswirkungen der momentanen Corona-Pandemie zeigen eindrücklich, wie wichtig es ist, sich schnell an veränderte Verbraucherpräferenzen oder Marktsituationen anzupassen. Zusätzlich verhindert die Digitalisierung von Prozessen und die tiefe Integration in bestandsführende und transaktionale Systeme (wie SAP, SalesForce oder Microsoft 365) auch die mögliche Fälschung von Lieferdokumenten in Papierform: Die erhöhte Sichtbarkeit innerhalb einer digitalisierten Supply Chain sowie drastisch verbesserte Analyse- und Auswertungsmöglichkeiten tragen dazu bei, dass weniger irrtümlich falsch deklarierte oder gar bewusst gefälschte Komponenten und Waren in Umlauf kommen.
3. Digitale Identitäten und Signaturen
Nachdem die Wahl auf einen bestimmten Kreis von Lieferanten gefallen und digitale Anbindungen realisiert sind, gilt es, sämtliche Interaktion zwischen verbundenen und dem eigenen Unternehmen auf eine sichere Basis zu stellen. Als technische Umsetzung für eine solche Beziehung bieten sich Identity- und Access-Management-Plattformen an: Den Partnern werden dabei fälschungssichere, digitale Identitäten innerhalb des erweiterten Business-Ökosystems zugewiesen. So wird einerseits gewährleistet, dass externe Partner und Zulieferer einen abgesicherten Zugang auch zu internen Ressourcen wie Logistik, Lager-Management, Inventarlisten und anderen Daten haben – zeitlich und örtlich begrenzt auf das jeweils benötigte Maß; andererseits lässt sich anhand kryptografisch verifizierter Identitäten jeder Zugriff an seinen Ursprung zurückverfolgen, was die Nachvollziehbarkeit von Missbrauch und Manipulation erhöht. Plattformen und Lösungen für digitale Signaturen sorgen nicht nur für reibungslosere Abläufe, sondern auch für ein erhöhtes Maß an Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit bei Autorisierungen und Genehmigungen.
4. Herkunft von Lieferungen überwachen
Um sich gegenüber den Verbrauchern für ihr Produkt verbürgen zu können, müssen Unternehmen wissen, woher jedes einzelne Teil dieses Produkts kommt. Hierbei bietet sich die Nutzung von Technologie im „Internet der Dinge“ (Internet of Things, IoT) geradezu an. IoT-Integrationen sorgen für hohe Transparenz, indem einzelne Produktkomponenten lückenlos überwacht werden. So lässt sich nicht nur überprüfen, ob die geographische Herkunft einer Lieferung den Angaben entspricht, sondern viele weitere Parameter: IoT-Sensoren können beispielsweise Temperaturen messen. Damit lässt sich die Einhaltung der Kühlkette bei verderblichen Waren überprüfen, was zunächst deren Haltbarkeit mit höherer Verlässlichkeit gewährleistet als konventionelle Methoden. Entlang der gesamten Lieferkette angewendet, führt diese Transparenz am Ende dazu, dass weniger Unsicherheit über die Haltbarkeit bzw. Verderblichkeit der Güter besteht – was letztlich zum Beispiel verhindert, dass kostbare Lebensmittel weggeworfen werden.
Der Einsatz von IoT-Sensoren lässt sich darüber hinaus mit der Nutzung einer Blockchain-Implementierung koppeln, in der sämtliche Informationen manipulationssicher hinterlegt sind. Diese Praxis garantiert maximale Nachvollziehbarkeit auch dort, wo bislang Interessenkonflikte Anreize für Fälschungen bieten. Wenn zum Beispiel in einem Fahrzeug Feuer ausbricht und als Quelle der Kabelbaum festgestellt wird, könnte ein behördlich angeordneter Rückruf vom Hersteller erfordern, die Integrität aller Zulieferungen zu überprüfen, die an der Herstellung beteiligt waren. Sind in den am Kabelbaum angebrachten Steckern etwa minderwertige Goldmaterialien verarbeitet, kann mit Einsatz der Blockchain-Technologie zweifelsfrei festgestellt werden, woher das Gold stammt – bis hin zur Mine, in der der Rohstoff gefördert wurde.
5. Technologische Möglichkeiten ausschöpfen
Vom Alltags-Gebrauchsgegenstand bis zum hochindustriellen Produkt: Integrierte Liefer- und Fertigungsketten sind heutzutage so vernetzt, dass es jedes Unternehmen vor Herausforderungen stellt, den Überblick zu behalten. Doch glücklicherweise verfügen wir auch über Technologie, die hierbei helfen kann. Mit Machine Learning ist etwa die Analyse bisher ungeahnter Datenmengen möglich, was auch einen besseren Überblick über alltägliche Geschäftsprozesse bietet. Durch den Einsatz fortschrittlicher und mit KI unterfütterter Dashboards sind Unternehmen in der Lage, sämtliche Berührungspunkte mit ihren Handelspartnern konsequent zu überwachen. Sie können diese Informationen nutzen, um ihr Geschäft gemeinsam mit ihren gegenwärtigen und zukünftigen Zulieferern strategisch auszurichten. Ein Unternehmen, das klare Werte verfolgt und sich seiner Verantwortung bewusst ist, wird fortlaufend dafür sorgen, dass auch alle Partnerschaften in diesem Sinne wirken. So wird ethisch vorbildliches Handeln auch kommerziell belohnt, beispielsweise durch Vertragsverlängerungen oder Vertiefung der Zusammenarbeit. Wer sich jedoch fragwürdig verhält oder Vereinbarungen wiederholt verletzt, kann unkompliziert ausgetauscht werden.
Fazit
„Tech for good“ ist keine Utopie. Ein Unternehmen, das klare Werte konsequent verfolgt, kann ganz ohne Idealismus die heute verfügbaren technischen Mittel konzertiert und verantwortungsbewusst einsetzen. Es leistet damit einen konkreten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft – und schützt aktiv unsere Lebensgrundlagen und unsere Zivilisation.
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