CAD-Plattform bestens genutzt – über die gesamte Fertigung hinweg
Wer sich über das gelungene Design eines neuen Automodells freut, der denkt in der Regel nicht daran, dass die Umformung von Karosserieblechen ein hohes Maß an Know-how erfordert und durchaus Restriktionen unterliegt. Ohne ein gezieltes Beölen der Bleche vor dem Umformprozess geht nahezu nichts. Erst durch diesen Verfahrensschritt wird die gewünschte Verformbarkeit erreicht. Das gilt für gerundete Konturen ebenso wie für die aktuell so beliebten Designelemente der scharfen Falze in Kotflügeln, Hauben und Türen.
(Fast) keine Anlage ohne individuelles Engineering
In vielen Produktionswerken und Zulieferbetrieben der Automobilindustrie sind den Karosseriepressen deshalb Anlagen der Raziol Zibulla & Sohn GmbH vorgeschaltet. Denn seit Jahrzehnten ist dieses im sauerländischen Iserlohn ansässige Unternehmen als Spezialist für die Entwicklung und Fertigung von Sprühanlagen zur Band- und Platinenbeölung sowie der entsprechenden Umformschmierstoffe bekannt.
Damit beansprucht Raziol für sich das Alleinstellungsmerkmal eines Systemlieferanten für die Schmierstoff- und Applikationstechnik. Das Unternehmen bietet ein sehr breites Spektrum an Anlagen für das automatisierte Beölen von Blechen, die den Umformschmierstoff entweder über Walzen oder kontaktlos mit Sprühsystemen auftragen. Für die Anwender ist dabei ein gleichmäßiger, reproduzierbarer Ölauftrag auf das Blech von zentraler Bedeutung (Bild 1).
Viele Anlagen von Raziol werden an die individuellen Anforderungen des Anwenders angepasst. Das heißt: Die Konstrukteure haben gut zu tun, und bei der Konstruktion ist die möglichst enge Anbindung an die Fertigung ein wichtiger Faktor. Denn Raziol arbeitet mit hoher Fertigungstiefe. Die Blechbearbeitung findet im eigenen Hause statt, ebenso die Entwicklung der Steuerungstechnik und der Schaltschrankbau.
Tiefe Integration vom CAD-System über PDM zum ERP
Seit 2001 arbeiten die Konstrukteure mit SOLIDWORKS IT-Lösungen und seit 2013 ist bei Raziol auch die dazugehörige PDM-Lösung – SOLIDWORKS PDM Professional – im Einsatz. Beide Systeme werden von der DPS Software GmbH betreut.
Aus Sicht von Raziol ist neben den Grundfunktionen des Produktdatenmanagements – die Verwaltung von Zeichnungen, Dokumenten und Stücklisten – die direkte Kopplung mit dem ERP-System ein zentraler Vorteil dieser Lösung. Erleichtert wird diese Kopplung noch dadurch, dass Raziol mit Sage 100 arbeitet, das DPS ebenfalls im Portfolio hat.
Damit hat Raziol gute Voraussetzungen für eine tiefe Integration geschaffen. So werden die Konstruktionsprojekte nach Fertigstellung automatisch von SOLIDWORKS an Sage 100 übergeben und dort weiterbearbeitet – zum Beispiel in der Arbeitsvorbereitung und im Einkauf. Um einen durchgängigen und transparenten Datenfluss zu ermöglichen, nutzt Sage 100 die gleiche Nummerierung und Nomenklatur von Fertigungsteilen wie die Konstruktion.
In der Praxis sieht die Durchgängigkeit folgendermaßen aus: Sobald ein Standardartikel oder ein Projekt freigegeben wird, übergibt die Konstruktion den kompletten Datensatz an Sage 100. SOLIDWORKS PDM Professional erstellt dann für Sage 100 hinter dem Artikel automatisch eine entsprechende Sammelmappe mit PDF- und DXF-Dateien sowie 3D-Modellen.
Praktisch: Die „Jobbox“
Zu den ersten Aktionen nach Zeichnungsfreigabe gehört die Nutzung des von DPS entwickelten Zusatz-Tools „Jobbox“. Adam Gamon, Raziol-Konstruktion: „Die Jobbox durchsucht automatisch alle Zeichnungen nach Blechteilen, die in unserer eigenen Wasserstrahl-Schneidanlage bearbeitet werden, und erstellt ausschließlich hierfür pro Blechteil eine DXF-Ableitung.“ Die DXF-Dateien werden im Betreff nach Raziol-Vorgaben hinsichtlich Zeichnungsnummer, Position und Materialbezeichnung gekennzeichnet. Das spart sehr viel Zeit.
Von CAD zu CAM: Der direkte Datenweg in die Fertigung
In der CNC-Bearbeitung, die ebenfalls im eigenen Hause erfolgt, ist ein weiteres CAx-Programm beteiligt. Hier arbeitet Raziol seit 2014 mit SolidCAM, das vollständig in SOLIDWORKS integriert ist. Diese Verbindung wird intensiv genutzt. Ulrike Rißmann, selbstständige CAD-Administratorin für Raziol (Bild 2): „Ein Kollege bereitet ausschließlich die 3D-Daten für SolidCAM auf und hat sich hier intensiv eingearbeitet, denn diese Verbindung spart sehr viel Zeit und Kosten.“
Der an das Bearbeitungszentrum übergebene Datensatz gibt dann zum Beispiel die Aufspannung an, den Nullpunkt und die zu verwendenden Werkzeuge. Damit ist eine durchgängige Verbindung von der Konstruktion zur mechanischen Bearbeitung realisiert,
und SolidCAM schafft die Voraussetzung für das hocheffiziente Drehen und Fräsen der gewünschten Bauteile (Bild 3a/3b). Selbstverständlich sind auch hier die genannten Zeichnungssätze der Umgebungskonstruktion für den Bediener einsehbar. Auch beim Schweißen von Gehäusebaugruppen erleichtert dies den Mitarbeitern für den Fertigungsdurchlauf die Arbeit (Bild 4). Adam Gamon: „Die Kollegen können das aktuelle Werkstück oder Bauteil am Bildschirm aufrufen und sich ein genaues Bild von der Umgebungskonstruktion einschließlich der übergeordneten Baugruppen machen.“
So sorgen die Visualisierungsfunktionen mit SOLIDWORKS eDrawings für Transparenz in der Produktion. Ulrike Rißmann: „In der Pneumatik steht zum Beispiel ein PC mit Zugriff auf eDrawings bereit. Dort können sich die Kollegen zusätzlich die 3D-Daten aufrufen und gezielt auf ein Teil klicken, das sie sich genauer ansehen möchten. Das Teil wird dann dreidimensional angezeigt und die Umgebungskonstruktion ausgeblendet.“ Das ist eine gute und häufig verwendete Hilfe für die Mitarbeiter in der Produktion, die ganz genauso in der Endmontage realisiert wurde (Bild 5). Hier hat der Monteur ebenfalls Zugriff auf die kompletten Konstruktionsdaten. Erwähnt werden muss auch die erhebliche Zeitersparnis durch die papierlose Fertigung: Es müssen keine Zeichnungen mehr gedruckt, gefaltet, sortiert und während der Produktion mitgeführt werden.
Marketing und Dokumentation nutzen CAD-Daten
Auch die Dokumentation und das Marketing bleiben bei der durchgängigen Datennutzung nicht außen vor. Die Dokumentation bereitet die originalen Konstruktionsdaten mit dem SOLIDWORKS Composer auf, und im Marketing kommt neuerdings SOLIDWORKS Visualize zum Einsatz. Tobias Hellmich, Raziol Marketing: „Mit diesem Programm erstellt eine Kollegin aus den CAD-Daten 3D-Darstellungen und Renderings unserer Anlagen, die wir für unsere Marketingunterlagen nutzen. Die fotorealistischen Illustrationen und Darstellungen hinterlassen in unseren Broschüren, Katalogen und Flyern einen optisch ansprechenden Eindruck beim Kunden.“
Datendurchgängigkeit – konsequent und umfassend umgesetzt
Die Vorteile der durchgängigen Nutzung werden häufig hervorgehoben. Bei Raziol ist zu sehen, wie vielfältig der Nutzen ist, denn das Unternehmen hat dieses Prinzip besonders konsequent und umfassend umgesetzt – bis in den internationalen Vertrieb. Adam Gamon: „Alle Vertriebsmitarbeiter weltweit können über Sage 100 auf den gesamten Zeichnungssatz aller gebauten Maschinen zugreifen.“
Bestens vorbereitet auf weiteres Wachstum
Während die Konstruktion von Raziol ihre CAD-Werkzeuge kontinuierlich ausbaut und um neue – teilweise von DPS entwickelte – Module ergänzt, befindet sich das ganze Unternehmen in einem konstanten Wachstumsprozess. Das ist schon an den Räumlichkeiten erkennbar. Anfang 2019 hat Raziol die benachbarten Hallen eines Autohauses übernommen.
Auf einer nutzbaren Fläche von 4.400 m2 haben die Endmontage der Ölauftragsanlagen, Konferenzräume und ein großzügiges Technikum Platz gefunden.
Die DPS Software wurde 1997 gegründet und ist heute der größte selbstständige SOLIDWORKS Reseller in Europa und der größte Sage-Reseller in D-A-CH. Exklusiv vertreibt DPS die ERP Software RPS im deutschsprachigen Raum. Neben den Produkten von SOLIDWORKS hat DPS die CAM-Produkte von SolidCAM im Portfolio. Hinzu kommen DPS eigene Module und Lösungen.
Für die Möbelbranche vertreibt DPS in Zentraleuropa die Softwarelösung SWOOD auf Basis von SOLIDWORKS.
Das Unternehmen hat 40 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Polen und Tschechien und beschäftigt 600 Mitarbeiter.
Unterstützt werden über 11.000 Kunden in der gesamten Prozesskette von der Konstruktion, über die Berechnung und Fertigung bis hin zur Datenverwaltung und der Abbildung der damit verbundenen kaufmännischen Prozesse. Software- und Schnittstellenentwicklungen sowie Schulungs- und Beratungs-dienstleistungen vervollständigen die kundenorientierte Ausrichtung.
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