Stabile Zusammenarbeit über viele Jahre

Stabile Zusammenarbeit über viele Jahre

SOLIDWORKS in automatisierten Prozessen – vom Angebot bis zur Fertigung

Ralf Steck, Friedrichshafen

Die Türsprechanlagen von Siedle sind wohl jedem schon begegnet – vor allem die Baureihe Vario in Modulbauweise prägt seit Jahrzehnten die Eingangsbereiche von Häusern in Deutschland und anderswo. Als einer der ersten SOLIDWORKS-Anwender in Deutschland hat Siedle große Erfahrung im Umgang mit dem CAD-System; Unterstützung bietet zudem das Systemhaus DPS mit Schulungen, Workshops und Support.

Wer glaubt, dass Disruption ein Phänomen unserer Zeit ist, der wird von der Geschichte der S. Siedle & Söhne OHG eines Besseren belehrt. Im Schwarzwald, wo das Unternehmen beheimatet ist, überbrückten die Bauern die langen, strengen Winter mit dem Bau von Uhren. Um 1750 begann Mathäus Siedle auf seinem Hof in Furtwangen, wo das Unternehmen bis heute beheimatet ist, mit dem Gießen von Glocken, Zahnrädern und anderen Einzelteile für Uhren. Sein Urenkel Salomon Siedle II baute neben der Gießerei auf das neue Feld der Schwachstromelektrik und bot vom Relais bis zum Türöffner alles an, was die junge Technik möglich machte. 1887 fertigte das Unternehmen seine ersten Telefone, Siedle entwickelt sich zu einem der deutschen Pioniere der Telefonie. Die nächste Disruption folgte 1928 durch das Fernmeldemonopol, das es nur der Reichspost erlaubte, Fernsprechapparate zu betreiben.

So nutzte Siedle sein Wissen im Bereich der Telekommunikation und verlegte sich auf die Hauskommunikation. Im Jahr 1935 brachte Siedle unter dem Namen „Portavox“ den ersten Türlautsprecher auf den Markt. Gemeinsam mit einem Haustelefon, bei Siedle schon lange im Sortiment, bildete er etwas völlig Neues: die Türsprechanlage. Damit schuf das Unternehmen den Markt, auf den es sich seither konzentriert, selbst. Seit „Portavox“ richtet Siedle seinen ganzen Erfindungsreichtum darauf, die Sprechanlage weiter zu perfektionieren. Die Türsprechanlage ist heute Basis eines Systems, das weit mehr kann als mit dem Besucher zu sprechen und die Tür zu öffnen. Das Ziel, das Siedle anstrebt, ist seit Portavox das gleiche: für jeden Anwendungsbereich Kommunikationssysteme zu schaffen, die höchsten Ansprüchen genügen.

1972 folgte mit dem Video-Portavox das erste Video-Türsprechsystem. 1981 läutete die Baureihe Vario eine Erfolgsgeschichte ein, die bis heute andauert. Das System besteht aus einer Vielzahl von Modulen – von Klingelknöpfen über Beleuchtung, Namensschilder und Briefkästen bis hin zu Videokameras und elektronischen Zutrittskontrollen – die nahezu beliebig kombiniert werden können. Die Designlinie Steel dagegen zeigt nach außen eine nahtlose Oberfläche – aber auch hier können Funktionen hinter der Edelstahlfront beliebig kombiniert werden, die Front wird jeweils individuell gefertigt. Die Technik hinter den Fronten ist bei Vario und Steel die selbe.

Mit Siedle Access begann für das Unternehmen, das heute von der siebten Familiengeneration geführt wird, das digitale Zeitalter: Access ist ein offenes, IP-basiertes System, das sich in Netzwerke integrieren und mit Zutrittssystemen anderer Hersteller kombinieren lässt. Auch eine App für Android und iOS wird angeboten. Von den etwa 550 Mitarbeitern sind knapp 450 am Stammsitz in Furtwangen beschäftigt.

„Siedle hat sich bewusst für die Fertigung in Deutschland entschieden“, erklärt Thomas Keck, Gruppenleiter in der mechanischen Entwicklung bei Siedle. Die hohe Qualität von Technik und Design ist aus Sicht des Herstellers ein entscheidendes Argument, nicht der billigste Preis. Mehr als drei Jahrzehnte sorgte Siedle-Designer Eberhard Meurer für eine durchgängige Designsprache. Sie wird heute vom firmeneigenen Designrat mit externen Designern weiterentwickelt.

Die große Vielfalt der Module erfordert ständige Neuentwicklungen und Änderungen, beispielsweise wenn ein neues Fingerabdruck- oder Kameramodul eingesetzt werden soll. Drei Konstrukteure sind mit Sonderlösungen beschäftigt, die anderen arbeiten an der Modernisierung und Erweiterung des bestehenden Programms sowie an Neuentwicklungen wie Siedle Axiom, einem Panel, das Türkommunikation, Telefon und Gebäudeautomation in einem Gerät vereint.

Der CAD-Einsatz bei Siedle begann im Jahr 1988 mit einem 2D-System auf fünf Arbeitsplätzen. 1996 begann das 3D-Zeitalter mit einem einzelnen Arbeitsplatz eines 3D-High-End-Systems. Das war allerdings extrem teuer, so dass man sich eine Teststellung von SOLIDWORKS als Alternative installieren ließ. Das Windows-System, das erst im selben Jahr auf den Markt gekommen war, überzeugte sofort, war nicht nur wesentlich preiswerter, sondern auch leistungsfähiger und beim Erzeugen und Ändern von Modellen sogar schneller. Daraufhin wurden zehn Lizenzen SOLIDWORKS von Dassault Systèmes angeschafft – beim zuständigen Systemhaus DPS war dies die dritte, jemals verkaufte SOLIDWORKS-Lizenz. Heute sind insgesamt 21 Lizenzen des CAD-Systems im Einsatz.

Dank eines Mitarbeiters, der sich in die API-Programmierung von SOLIDWORKS einarbeitete, hat Siedle inzwischen verschiedene Automatisierungslösungen im Einsatz, die erste war 2001 eine Lösung für die Angebotserstellung. Eine Konfigurationsoberfläche dient zur Eingabe der Parameter, auf deren Basis wiederum SOLIDWORKS die Haustürsprechanlage zusammensetzt und Angebotszeichnungen erstellt. Ebenso werden in PhotoWorks und später Photoview fotorealistische Ansichten der Gesamtanlage erstellt, so dass am Ende auf Basis weniger Eingaben eine komplette, individuelle Angebotsmappe entsteht.

In der Betriebsmittelkonstruktion wird neben SOLIDWORKS das CAM-System SolidCAM eingesetzt, um Programme für die drei Bearbeitungszentren zu erzeugen. Ein wichtiges Thema in der Konstruktion ist die Blechfunktionalität von SOLIDWORKS – neben den Frontplatten sind auch die Schutzhauben, die die Module auf der Rückseite der Frontplatte schützen, aus Blech. Weitere Blechteile finden sich beispielsweise an den Stelen für freistehende Kommunikationssysteme.

Inzwischen haben die Siedle-Spezialisten eine geschlossene, automatisierte Prozesskette für die Fertigung der Steel- und Classic-Serie etabliert. Vom Angebot über den Auftrag bis zur Fertigung der Frontplatte auf einer Laser-Stanz-Maschine laufen die Daten ohne Medienbrüche oder manuelle Eingriffe durch. Das Angebotstool erstellt bei der Bestellung einen Datensatz im ERP-System SAP und erstellt ein 3D-Modell auf Basis der Parameter aus dem Angebot. Aus diesem Modell wiederum werden DXF-Dateien erzeugt und an den Fertigungsauftrag angehängt, der dann in der Produktion umgesetzt wird.

„Ein wichtiger Vorteil ist, dass wir diese Daten speichern“, sagt Thomas Hirt, CAD-Administrator bei Siedle. „So können wir jederzeit Ersatz liefern, wenn eine Frontplatte über die Jahre unansehnlich geworden ist. Und die DXF nehmen wenig Speicherplatz weg.“ Für die Designlinie Siedle Steel soll demnächst ein ähnlicher Prozess etabliert werden.

Im Jahr 2016 wurde das ERP-System SAP eingeführt. Im Vorfeld des SAP-Go-Live standen die Siedle-Verantwortlichen vor der Frage, ob man parallel ein PDM-System einführen sollte, entschied sich dann aber dafür, SOLIDWORKS mit der Schnittsteller von Cideon direkt an SAP anzubinden und die CAD-Daten dort zu verwalten. Ein selbstentwickelter Rulechecker prüft die CAD-Daten vor dem Einchecken.

Gelungen ist die Verbindung zwischen E-CAD und SOLIDWORKS, denn Altium nutzt für die 3D-Darstellung bestückter Leiterplatten den Parasolid-Kernel, auf dem auch SolidWorks basiert. So lassen sich die 3D-Daten der Elektronik sehr einfach austauschen und in die mechanische Konstruktion integrieren. Da auch schon im Vorfeld die 3D-Daten des Gehäuses beziehungsweise des verfügbaren Bauraums an Altium übergeben wird, kann schon bei der Platzierung der elektronischen Bauteile auf der Platine auf Kollisionen geachtet werden.

„Der Kontakt mit DPS war und ist immer sehr familiär und gut“, sagt Hirt. „Wir sind mit der Hotline sehr zufrieden. Bei unserer langjährigen Erfahrung mit SOLIDWORKS kommen wir nicht mit trivialen Problemen zur DPS-Hotline, sondern meist mit echten Bugs. Auch dann arbeitet die Hotline sehr zügig und wir wissen: Wenn etwas nicht geht, kümmert sich DPS darum, dass wir zeitnah eine Lösung für unser Problem erhalten.“

„Bis zur Einführung von SAP hatten wir immer die aktuellste Version von SOLIDWORKS, nun müssen wir uns mit den Schnittstellenlieferanten abstimmen“, so Hirt weiter, „aber wir besuchen immer die Launch Days von DPS, wo die neuesten Versionen vorgestellt werden. So können wir uns immer ein Bild davon machen, ob eine neue Version Funktionen bringt, die uns das Leben erleichtern. So können wir entscheiden, wie dringend ein Versionswechsel ist.“

Launch Days und andere Veranstaltungen ermöglichen es auch, die guten persönlichen Kontakte zu vertiefen, die über die Jahre zwischen den Siedle- und DPS-Mitarbeitern gewachsen sind.

Thomas Hirt fasst zusammen: „Wir sind sehr zufrieden mit SOLIDWORKS, das aktuell sehr stabil und flott läuft. Ebenso zufrieden sind wir mit DPS, die immer dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Die Zusammenarbeit, in der in langen Jahren nur wenige Ansprechpartner gewechselt haben, geben uns das Gefühl, in guten Händen zu sein.“

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