Cebit 2017: Neues Simulationsverfahren macht komplexe Hard- und Software kompatibel

Cebit 2017: Neues Simulationsverfahren macht komplexe Hard- und Software kompatibel

Technik, die in Autos, Flugzeugen oder Industrierobotern zum Einsatz kommt, wird immer komplexer. Kann die Software erweitert werden? Wie geht das System mit Fehlern um? Mit solchen Fragen müssen sich immer mehr Unternehmen auseinandersetzen. Abhilfe schafft hier ein Simulationsverfahren, das Kaiserslauterer Forscher entwickelt haben. Damit überprüfen sie, in welcher Kombination verschiedene Hard- und Softwaresysteme korrekt zusammenarbeiten. Zudem können die Forscher so die Reaktion von sicherheitskritischen Systemen beim Auftreten von Fehlern untersuchen. Auf der Computermesse Cebit in Hannover stellen sie ihre Technik am Forschungsstand des Landes Rheinland-Pfalz (Halle 6, Stand C17) vor.

Heutige Autos bestehen aus vielen Hardware- und Softwarekomponenten: Läuft alles reibungslos, erkennt beispielsweise ein Sensor am Rad des Autos, ob es blockiert oder rutscht. Zugleich überwachen andere Sensoren, ob die Bremsen funktionieren. Dabei kommunizieren diese Systeme gleichzeitig miteinander.

Softwaresysteme werden aus einer Vielzahl solcher Komponenten zusammengesetzt. Entwickler müssen prüfen, ob diese kompatibel zueinander sind. „Dies wird mit neuer Hard- und Software jedoch immer komplexer“, sagt Matthias Jung, Doktorand am Lehrstuhl für Entwurf Mikroelektronischer Systeme von Professor Dr. Norbert Wehn an der Technischen Universität Kaiserslautern. „Es gibt unzählig viele Möglichkeiten, solche Systeme miteinander zu kombinieren. Dabei muss auch immer die Frage beantwortet werden, ob die Technik mit den gewünschten Anforderungen fehlerfrei läuft.“

Gemeinsam mit Kollegen um Dr. Thomas Kuhn vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE haben die Forscher im Kaiserslauterer Leistungszentrum „Simulations- und Software-basierte Innovation“ ein Verfahren entwickelt, in dem sie sich solchen Fragestellungen widmen. „Mit unserer Simulationsplattform FERAL können wir schon während der Entwicklung überprüfen, ob Hard- und Softwarekomponenten zusammen funktionieren werden“, sagt Dr. Kuhn, der am Fraunhofer IESE die Abteilung „Embedded Software Engineering“ leitet. Die Abkürzung FERAL steht für Fast Evaluation on Requirements and Architectural Level.

„Wir können hiermit verschiedenste Szenarien durchrechnen, sei es für bereits bestehende Systeme oder für neue Varianten“, so Dr. Kuhn weiter. „Außerdem können wir in unserer virtuellen Plattform zum Beispiel Software und Hardware testen, die es noch gar nicht gibt.“

Mit ihrem Verfahren spüren die Wissenschaftler auch mögliche Fehler auf, die in der Technik eingebaut sind. „Das macht die Methode für die virtuelle Produktentwicklung interessant“, sagt Matthias Jung. Die Forscher stellen ihr System mittelständischen Unternehmen und großen Konzernen als Dienstleistung zur Verfügung. Vor allem zum Testen von eingebetteten Systemen ist die Technik wichtig. Diese Mikrocomputer, die mit ihrer technischen Umgebung interagieren, sind mittlerweile in einer Vielzahl von Produkten verbaut, zum Beispiel in Autos, Flugzeugen, Smartphones, aber auch in Herzschrittmachern oder Dialysegeräten. Darüber hinaus können die Wissenschaftler damit die Reaktion von sicherheitskritischen Systemen, wie sie in Flugzeugen, aber auch in Produktionsanlagen in der Industrie vorkommen, beim Auftreten von Fehlern untersuchen.

Das Team um Kuhn und Jung hat bereits mit Kunden aus der Nutzfahrzeugindustrie und aus dem Anlagenbau zusammengearbeitet. Auf der Cebit stellen sie FERAL am Forschungsstand Rheinland-Pfalz vor.

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